Ich habe es in den vergangenen Jahren schon zu einer kleinen Tradition gemacht, kurz vor Weihnachten ein paar filmische Geschenkvorschläge zu machen – für die Kinder, für befreundete Eltern, für Filmfans mit Offenheit auch für Kinderfilme. (Wer gerne ein Archiv hätte, bitteschön, hier sind die Vorschläge aus den Jahren 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022, die sind alle immer noch gültig und toll!)
In diesem Jahr gibt es also auch ein paar Neuerscheinungen, Wiederentdeckungen und ähnliches zu finden. Ich bin spät dran, aber vielleicht sucht jemand noch Last-Minute-Ideen? Die Bücher und Filme sollten jedenfalls rasch bei Euch sein.
Die Buttons zu den diversen Einkaufsplattformen spülen stets ein paar Cents in meine Tasche, dafür bin ich freundlich dankbar. (genialokal.de liefert auch an die meisten lokalen Buchhandlungen und ist deshalb womöglich die Plattform der Wahl.)
Bücher für cinephile Eltern
Horst Peter Koll, erfahrener Veteran der Filmkritik und fabulöser Kurator des Kinder- und Jugendfilmprogramms bei filmfriend.de hat ein wunderbar gestaltetes und rundum gelungenes Buch voll mit Kinder- und Jugendfilmempfehlungen geschrieben. Ein wunderschöner, dicker Band zum Blättern und Schmökern und Entdecken, genau zu diesem Zweck entstanden. Ausführlich habe ich es in meiner Rezension beim Filmdienst gepriesen.
Mein (zweites) eigenes Buch empfehle ich natürlich auch gerne – 99 Kinderfilme und eine Serie stelle ich darin vor, für jedes Alter ab 4 Jahren ist etwas dabei, mit Altersempfehlungen und einer kurzen, einordnenden Kritik. Alles sehenswert, alles (oder inzwischen nur noch fast alles) ad hoc auf verschiedenen Streaming-Diensten verfügbar, falls mal schnell sinnvolle Unterhaltung für den Abend oder Nachmittag gebraucht wird. Ein perfektes Geschenk also für Eltern, die ihren Kindern mehr bieten wollen als den cineastischen Einheitsbrei aus dem Multiplex.
ab 6 Jahren
Lucy ist viel zu nett und freundlich, um ein Gangster zu sein, aber was soll man tun, wenn die elterliche Eismaschine den Geist aufgibt und die Bank partout keinen Kredit geben will? Man raubt natürlich die Bank aus.
ab 8 Jahren
In diesem Jahr kamen schon Neue Geschichten vom Franz ins Kino, die gibt es aber leider noch nicht für daheim, insofern kann ich guten Gewissens noch einmal den ersten Film empfehlen, der sensationell klug und modern die Geschlechts- und Identitätskrise des kleinen Franz aus den Büchern von Christine Nöstlinger in die Gegenwart transportiert.
In Zeichnungen im Stil von Jean-Jacques Sempé verbindet der Film die Biographie von Sempé und René Goscinny meisterhaft mit einigen der Geschichten um Le petit Nicolas, den die beiden ins Leben riefen, schrieben und zeichneten.
Eine Migrationsgeschichte der zweiten Generation, von Pixar konsequent in ein konzeptionell ambitioniertes Universum übertragen: Die beiden Hauptfiguren sind wie Wasser und Feuer zueinander, die Liebe wächst dennoch. Nur stellenweise schmalzig.
Anfang 2024 kommt das Film-Remake ins Kino, bis dahin kann man sich aber noch mal an diesen kleinen Edelstein des DDR-Fernsehens erinnern, eine Mini-Serie, in der ein Riese, eine Hexe und Rumpelstilzchen aus einer Geisterbahn zu Leben erwachen und erst Berlin sowie anschließend eine Burg unsicher machen. Das ist eine Suche nach Menschlichkeit und ein stark überhöhter Blick auf die DDR in den frühen 1980er Jahren.
ab 9 Jahren
Ein wildes Road Movie gen Osten, die kluge zwölfjährige Ulja schnappt sich einen Klassenkameraden, der Auto fahren kann, die lokale Freikirchengemeinde mit ihren Eltern fährt im Chor-Tourbus hinterher, es wird Chaos mit Huhn. Einer der witzigsten Kinderfilme des Jahres, der beste deutsche auf jeden Fall.
Er begann seine Karriere als Nebenfigur bei Shrek und wird hier zum Helden seiner eigenen Geschichte, zur Hauptfigur eines existentiellen Dramas gar, Leben und Tod, und natürlich wilde Schwertkämpfe.
Noch ein Roadmovie, etwas zurückgenommener als Mission Ulja Funk, etwas konzentrierter und mit viel Berliner Geist befüllt, nach dem bekannten Kinderbuch.
ab 12 Jahren
Was Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch einleitete, setzt dieser Turtle-Wahnsinn konsequent fort: Der Wagemut und die Vielfalt in der Animation, die Spider-Man: A New Universe in die Welt gebracht hatte, wird hier noch weiter getrieben: Die Menschen sehen alle vom Leben zerschlagen aus (europäische, gerade französische Animationsfilme lassen schön grüßen), die Action ist wild und unbändig. Einzige Schwäche: Die Story ist ein wenig schwächlich und doch sehr 08/15-Ninja-Turtle-Origin Story.
ab 13 Jahren
Sex und Sehnsucht und Verzweiflung und Verwirrung: Basierend auf einem Drehbuch von u.a. Jessika Jankert, Autorin des tollen Fußballfilms Forever, der jetzt auf Netflix läuft, zeigt Christoffer Sandler die Geschichte von Joanna, die sich in Audrey verliebt, aber ihre Armut, ihre ADHS und viel zu viel mehr verstecken zu müssen glaubt. Dicht und wirr wie Jugend.
ab 14 Jahren
Vor vier Jahren stülpte Spider-Man: A New Universe die Animationswelt um, die Fortsetzung nun dreht die Multiverse-Saga noch einmal deutlich weiter (und macht das interessanter als die “Realfilme” wie Spider-Man: No Way Home. Miles Morales und Gwen Stacy bekommen es mit Spider-People (und auch Antagonist_innen) aus allen möglichen Existenzräumen zu tun. Ästhetisch einer der wildesten Trips des Jahres.
Ihr sucht nur einen guten Weihnachtsfilm? Hier habe ich Weihnachtsfilme aller Art und für alle Altersstufen zusammengetragen – meine allererste Empfehlung ist aber natürlich immer Die Muppets-Weihnachtsgeschichte: womöglich der schönste Weihnachtsfilm, definitiv die beste Dickens-Verfilmung überhaupt.
(Fotos: Kira auf der Heide auf Unsplash; Disney/Pixar, Farbfilm, Leonine, Paramount, Sony, Salzgeber, Universal Pictures International Germany, Weltkino, Wild Bunch)