Auch in diesem Jahr bespreche ich im Oktober jede Woche bis Halloween einen Gruselfilm für Kinder – weitere Vorschläge werden gerne angenommen! #horrorctober
Disney hat sich in den letzten Jahren – und mit Disney+ ist dieser Prozess wohl nur beschleunigt worden – immer mehr auf Remakes und Fortsetzungen gestürzt, Sequelitis nenne ich das gerne: eine entzündliche Wucherung von Fortsetzungen und Neuauflagen unterschiedlichster Art.
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Weitere InformationenGerade in den nächsten Wochen und Monaten erwartet uns da einiges, das die Welt womöglich nicht braucht: Eine Fortsetzung von Verwünscht kommt ebenso wie die Sequel-als-Serie-Variante von Willow, gerade eben kam das furchtbar misslungene Live-Action-Remake von Pinocchio. Und das war jetzt nur die zweite Jahreshälfte 2022.
Nun also Hocus Pocus, dieser durchaus charmante, minimal freche und ansonsten ein wenig bedeutungsarme Halloween-Spass, schon fast 30 Jahre alt. Für die „Fortsetzung“ wurden die Sanderson-Sisters wieder vereint, Bette Midler, Sarah Jessica Parker und Kathy Najimy treten noch einmal vor die Kamera als exaltierte Hexen auf Rachefeldzug gegen die Stadt Salem.
Diesmal werden sie versehentlich von Becca und Izzy (Whitney Peak und Belissa Escobedo) wieder in die Welt geholt, als die nur ein harmlos gemeintes Ritual zu Beccas 16. Geburtstag – passenderweise an Halloween – begehen wollen. Weil aber Winifred (Midler) nun nicht mehr nur ewig leben will, sondern gleich die ganze Welt unterjochen, müssen die zwei Freundinnen (zusammen mit Lilia Buckinghams Cassie) etwas härter durchgreifen.
Nicht jedes Kind verträgt Horror- oder Gruselfilme wirklich gut. Ich empfehle dringend: Film vorher selbst anschauen, aufs eigene Kind gucken und überlegen: Hält es das aus? Vielleicht besser im Hellen schauen als im Dunkeln? Lieber doch mit etwas ganz und gar Harmlosem einsteigen?
Unter Regie von Anne Fletcher werden brav viele Punkte des Originals abgerufen: Ein schwarzer Kater von unklarem Bewusstseinsstatus spielt ebenso eine Rolle wie Winifreds Zauberbuch, und auch Billy Butcherson (Doug Jones) wird wieder aus seinem Grab geholt. Das alles wirkt aber wie Fanservice, reines Abhaken vertrauter Handlungselemente, die sich dann aber nicht so ganz zusammenführen wollen.
Die Irritation der Hexen aus dem 17. Jahrhundert bei der Begegnung mit moderner Technologie war im ersten Film ein Running Gag; in Hocus Pocus 2 reicht es nur für ein paar schwache Scherze und eine einzige clevere Idee mit zwei Staubsaugerrobotern, die wirklich keinen Dreck mögen. Und der verzaubernder Gesang der Sanderson-Schwestern sorgt hier zwar für eine so vage wie winzige nette Thriller-Referenz, während das Ergebnis in Hocus Pocus aber sowohl bedrohlich als auch leicht schlüpfrig war, ist es hier keins von beiden, sondern wirkt nur ein wenig albern.
Und das ist in der Tat das Hauptproblem dieses Films: Er ist zu harmlos. Es werden hier keine Kinder gefressen oder ermordet, auch keine Hexen im Ofen verbrannt. Nicht für einen Moment ist hier irgendetwas auch nur vage bedrohlich, das Schicksal der Welt, von Salem, sogar von einzelnen Figuren ist nie in Gefahr. Es gibt gar einen rundum versöhnlichen Schluss. Das ist Familienfreundlichkeit auf die allerlangweiligste Art und Weise.
Das spiegelt sich deutlich darin, wie eher lustlos die drei Hauptdarstellerinnen durch die Szenerie chargieren. Bette Midler scheint sich noch nach allerdings schwindenden Kräften zu bemühen, aber Parker und Najimy bleiben fast vollständig im Hintergrund, haben fast keine Sprechzeilen und werden in diesen ausschließlich auf die Stereotype reduziert, die sie im ersten Film schon vertraten – dort allerdings mit Haken und Kanten, mit Biss. In Hocus Pocus 2 ist das nur noch abgespult, das Remake als reine Oberfläche ohne Herz, ohne Schmiss und ohne Traute.
Am schlimmsten ist das, weil man sich für Peak, Escobedo und Buckingham doch einen etwas lebendigeren Film als ihren ersten richtig großen Auftritt gewünscht hätte – in blitzendem Wortgefecht mit drei Altstars. Hex hex, es hat nicht sollen sein.
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Hocus Pocus 2. USA 2022. Regie: Anne Fletcher, 107 Minuten. Freigegeben und empfohlen ab 12 Jahren. Streamingstart: 30. September 2022. (Der Film ist exklusiv auf Disney+ abrufbar.)
(Fotos: Disney)