Stinkt es eigentlich, wenn man getrockneten Dung zum Heizen verwendet? Und wie geht man während einer Höhlenexpedition aufs Klo, wenn man dort nichts hinterlassen darf, was nicht schon vorher da war?
Ja doch, Checker-Tobi (Tobias Krell) stellt die Fragen, die man womöglich eigentlich schon immer hatte fragen wollen, aber die dann vielleicht doch zu peinlich sind oder zu schlicht oder irgendwie schambesetzt. Aber genau das ist es, was diese Figur – auch wenn die jugendliche Leichtigkeit manchmal etwas aufgesetzt wirken mag – ausmacht und wahrscheinlich vor allem für Kinder so ansprechend werden lässt.
Während eigentlich die Welt keine unentdeckten Stellen mehr bereithält, man eigentlich sagt, es gebe nichts Neues mehr, alles sei kartiert, alles beschrieben und entdeckt, hält Checker-Tobi dieser resignierten Sichtweise den immerzu staunenden Blick entgegen. Das Fragezeichen, die Neugier, den Wissensdurst. Und, siehe da, auch wenn alle Orte auf Karten zu finden sind – deshalb kennst du sie ja noch lange nicht.
In Checker-Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen wird die Entdeckung der Welt als Schnitzeljagd inszeniert: Tobi klettert in die größte Höhle der Welt, reist durch die eiskalte Wüste Gobi und taucht seine Finger in den Amazonas, weil seine alte Freundin Frau Vogelsang ihm ein Päckchen mit einer geheimnisvollen, verschlossenen Box schickt. Und helfen kann dabei nur seine Freundin Marina (Marina M. Blanke, nicht ganz zufällig ab diesen Oktober auch (endlich!) die erste Checkerin), die er erst einmal in Vietnam finden muss.
Und dann geht es mit dem Schiff “Sommersprosse” in Richtung Mongolei. Überall treffen sie Freundinnen, die vorher mal in Deutschland waren, es gibt getrockneten Käse mit Schokoladenfüllung.
Viel offener in der Fragestellung als sein Vorgängerfilm (wenn auch mit einem finalen Twist in der Belehrung, der ähnlich platt wirkt wie jener in Checker-Tobi und das Geheimnis unseres Planeten), lässt dieser Film sich von völlig arbiträr versteckten Hinweisen treiben, die Handlungslogik ist auf äußerst dürren Beinen unterwegs, aber wen kümmert’s.
Denn der Film zeigt einen Wald mitten in einer Höhle, die Weite der Wüste, die Größe des Amazonasgebiets – ein Film einfach so voll Schönheit der Welt und so vor Begeisterung über all das, was da zu sehen und zu finden ist. Das sind Bilder für die ganz große Leinwand, das ist tatsächlich Stoff fürs Kino, nicht für den Checker im Fernsehen.
In einem normalen Menschenleben ist all das kaum machbar, kaum jemand reist so mal eben nur aus Jux, Dollerei und Schnitzeljagd in die Mongolei, aber was soll’s: Dafür hat man ja das Kino, auch den Checker, dass er dahin geht, wo wir womöglich nicht hinkommen. Und so unschuldig schaut und fragt, wie wir Erwachsenen es uns nicht trauen würden.
Da kommt die Persona Checker-Tobi mit dem staunend-naiven Wissenwollen ganz zu sich selbst: Wenn es darum geht, wie wunderbar die Welt ist, wäre jede Abgeklärtheit, jeder Zynismus nicht nur zu erwachsen, er würde auch all das ersticken, was hier zu sehen ist. Und wie sich mit jeder Frage auch der Blick verändert, wird klar: Um wirklich sehen zu können, muss man auch viel fragen.
Könnten wir nur alle so naiv und hemmungslos fragen wie ein Checker. Oder eine Checkerin.
(Hier geht es zu einem ausführlichen Interview mit Tobias Krell zum Film.)
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Checker-Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen. Deutschland 2023. Regie: Johannes Honsell, 92 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 5. Oktober 2023.
(Fotos: megaherz film und fernsehen)