Ihr kennt das vielleicht: Es ist so etwa sechs, halb sieben, Ihr kramt gerade im Kühlschrank die Bestandteile des zukünftigen Abendessens zusammen, draußen scheint die Sonne, aber anstatt dass die Kinder im Hof den Sandkasten umgraben, kommt die junge Dame herein und erklärt: „Papa, ich will einen Film gucken!“
Film und Fernsehen als bewusste Entscheidung
Bei uns geht es insofern etwas anders zu als in vielen deutschen Familien, als bei uns kein Fernseher greif- und sichtbar herumsteht. Wir haben ihn nach Kind #2 abgeschafft, aber natürlich gibt es ein entsprechendes Gerät, das allerdings in meinem Arbeitszimmer als Zweitmonitor, Fernseher und vor allem Gerät zur Filmsichtung platziert ist.
Mit anderen Worten: Bei uns gibt es (für Kinder wie Eltern) kein Gelegenheitsgucken und keine Fernsehserien am Nachmittag, sondern bewusste Entscheidungen für einen bestimmten Film. Überhaupt kennen die Kinder das lineare Fernsehen nur noch von Ausnahmefällen her (Tierfilme und Sendung mit der Maus bei den Großeltern, neulich mal das erste gemeinsame Fußballspiel. Was waren wir alle aufgewühlt!).
Ist das besser so als die Möglichkeit, sich auch mal einfach vor den Fernseher zu schmeißen? Keine Ahnung. Bei gutem Wetter versuchen wir jedenfalls, mit den Kindern auch nochmal selbst vor die Tür zu kommen, und selbst bei schlechtem Wetter fragen sie jedenfalls nicht als erstes nach einem Film. Aber das Papa öfter ins Kino geht als sie, finden sie schon doof. Da kommt also noch was auf uns zu.
Neunzig Minuten sind zu viel
So oder so aber ist ein ganzer Spielfilm daheim für einen normalen Werktag nach Kita und Schule schlicht zu lang – da soll schließlich noch Zeit zum Toben sein, dann gibt es Essen, stets viel zu kalte Waschlappen und ein warmes Bett. Allenfalls am Wochenende ließe sich da auch mal ein ganzer Neunzigminüter unterbringen – aber auch der ist meiner Erfahrung nach für Kinder unter sechs Jahren einfach noch zu lang, vor allem wenn so viel passiert wie in den meisten neueren Kinderfilmen: Da reicht ihre Aufmerksamkeitsspanne noch nicht.
Wir haben nun verschiedene Strategien entwickelt, Filmgenuss in die wenigen freien Stunden des Tages zu bekommen, ohne dass alles andere darunter leiden muss – und ich bin gespannt, was Ihr davon haltet und wie Ihr es selbst macht.
1. Serien
Das ist vielleicht nicht besonders originell, aber Kinderserien wie Die Biene Maja, Wickie oder auch Miniserien wie Luzie, der Schrecken der Straße eignen sich natürlich bestens dazu, um jeweils einzelne Folgen (je nach Dauer ein oder zwei Stück) anzuschauen – und dann am nächsten Tag (oder drei Tage später, wie es halt passt) weiterzumachen. Gerade jüngere Kinder kehren dann auch gerne noch einmal zu einer bekannten Folge zurück. Sehr schön eignen sich dazu auch die Kurzdokumentationen der Geolino-Reihe, die jeweils fünfzehn Minuten dauern – aber dann auch schnell Fragen produzieren, deren Beantwortung noch einmal die gleiche Zeit in Anspruch nehmen kann.
2. Mini-Betthupferl
Während wir die Geolino-Dokus auch manchmal direkt vor dem Schlafengehen anschauen (dann ausnahmsweise anstelle des Vorlesens) sind natürlich sehr kurze Clips wesentlich besser als „Betthupferl“ geeignet. Wir haben da tolle Erfahrungen mit Shaun das Schaf gemacht (jedes Kind durfte eine Folge aussuchen, und dann ab ins Bett), aber vergleichbar gut geht es wahrscheinlich auch mit Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig und anderen Formaten. In der Kürze liegt hier das wesentliche Merkmal. (Die meisten der von mir hier im Blog vorgestellten Kurzfilme passen da auch von der Länge ganz gut.)
3. Kurzfilme
Längere Kurzfilme – etwa von fünfzehn bis dreißig Minuten Dauer – lassen sich ähnlich wie einzelne Serienfolgen noch gut in einen Nachmittag einschieben. Allerdings ist das (von mir schon öfter bejammerte) Problem, dass es gar nicht so einfach ist, hier geeignete Filme zu finden. Viele Slapstick-Stummfilme passen da ganz gut (Laurel & Hardy haben bei uns zwei große kleine Fans), die Wallace & Gromit-Filme sind nicht schlecht und natürlich der großartige Der Grüffelo. Was man da noch verwenden könnte, wäre hier mal einen eigenen Blogeintrag wert (Eure Anregungen dürft Ihr gerne hier in die Kommentare schreiben!).
4. Filme stückeln
Um auch einen ganzen Spielfilm in eine normale Schlechtwetterwoche gequetscht zu bekommen, scheint mir die einzig praktikable Möglichkeit zu sein, den Film in handlichen Stücke von etwa dreißig Minuten zu servieren. Das sorgt garantiert für empörte Ausrufe, wenn man die DVD stoppt – aber wie sonst soll man die Kinder endlich an Mary Poppins heranführen? Idealerweise sucht man sich einen passenden Moment dafür aus – aber kaum jemand hat wohl die Zeit, den Film vorab noch einmal in Ruhe anzusehen.
Grundregeln
Bevor es losgeht, machen wir noch einmal ganz genau aus, was jetzt kommt: Wie viele Folgen oder kurze Clips wir ansehen, wer was bestimmen darf, um wieviel Uhr der Film gestoppt wird – und was dann genau passiert (zum Beispiel: sofort ab ins Bett). Erst wenn alle dem zustimmen, kann es losgehen. Dann gibt es immerhin etwas, worauf man sich berufen kann, wenn am Ende der Session unvermeidlicherweise dennoch das Geschrei beginnt: „Papa, noch ein Film!“
Was haltet Ihr von den Vorschlägen? Und wie macht Ihr es selbst mit Euren Kindern?
(Fotos: Concorde Home Entertainment, Disney)
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