Manchmal sind zu spezielle oder hohe Erwartungen gar nicht so gut für einen Film. Alê Abreus Film Der Junge und die Welt fand ich seinerzeit sehr, sehr großartig – vor allem durch seinen Minimalismus, seine Formenvielfalt, seine politisch sehr deutliche Haltung.
Das Geheimnis der Perlimps nun ist ganz anders (und auch wieder nicht). Überbordend bunt, wunderschön anzusehen, fast ein wenig zu süßlich, kindlicher in vielem, über fast seine ganze Dauer mystisch-rätselhaft, bevor er am Ende mit vielleicht etwas zu viel Holzhammer auf einmal Politik und Umweltschutz und die Klassenfrage auf einmal ausbreitet. Knackig, deutlich, lautstark.
Fuchs Claé und Bär Bruô sollen die Perlimps wiederfinden. Die beiden sind als Agent*innen unterwegs, auf geheimer Mission aus dem Reich der Sonne und dem Reich des Mondes. Früher, so erzählen sie sich, seien die Perlimps überall gewesen, aber dann kamen die Riesen, die sich zu den Herrschern der Welt gemacht haben.
Die Riesen sind noch da: Sie holzen die Bäume ab, plötzlich trocknet der Fluß aus: Sie brauchen das Wasser für „die Fabrik der großen Welle“. Laute Gerätschaften durchbrechen auf einmal den vielfarbigen Wald, Suchscheinwerfer leuchten durch die Dunkelheit. Claé und Bruô misstrauen sich, fragen sich gegenseitig aus; aber schlimmer sind doch immer die Riesen da draußen, von denen wir längst wissen: die Menschen.
Eine ganz und gar phantastische Welt ist das, keine Linie ist gerade, die Farben ein Fest, ein Spiel von Licht und Schatten quer durchs ganze Farbspektrum.
Erwachsene durchschauen das Spiel des Films, das Spiel der Hauptfiguren, womöglich schon bald; aber bis zum Ende lässt Abreu doch genug Zauber und Rätsel darin, verweigert sich einer einfachen, realistischen Zuspitzung. Nur eines ist klar: So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Wir sollten alle die Perlimps suchen gehen, vielleicht können sie uns doch noch helfen.
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Das Geheimnis der Perlimps (Perlimps). Brasilien 2022. Regie: Alê Abreu, 80 Min. FSK 6, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 19. September 2024.
Bei kinofenster.de gibt es ein Interview mit dem Regisseur zu lesen.
(Fotos: Film Verleih Gruppe)
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