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Berlinale 2022: Die Filme des Kinder- und Jugendprogramms Generation

Berlinale-Logo Dieser Beitrag gehört zu meiner Berichterstattung von der Kinder- und Jugendfilmsektion Generation der Berlinale 2022. Alle Berichte von diesem Festival gibt es hier im Blog unter dem Tag #berlinale.

Die Berlinale 2022 findet in diesem Jahr vom 10. bis 22. Februar statt – und ist fest entschlossen, trotz aller Widrigkeiten zumindest die Filmvorführungen in Präsenz, in Kinos stattfinden zu lassen: mit Masken und Hygienekonzept, Tests und Impfnachweisen. Parties und größere Veranstaltungen wird es allerdings ebenso in physischer Anwesenheit geben wie den European Film Market und andere Branchentermine: Hier ist digital Trumpf.

Ob das funktioniert, wird man sehen; es ist abzusehen, dass viele Besucher_innen aus dem Ausland durch die notwendigen Quarantäne-Zeiten und andere Auflagen davon abgehalten werden zu kommen – noch wahrscheinlicher sind sie wohl zu vorsichtig, um sich zu einem globalen Virenaustausch in der deutschen Hauptstadt zu treffen.

Das Programm der Kinder- und Jugendfilmsektion, der Berlinale Generation, liest sich gleichwohl sehr, sehr spannend, man spürt doch den Drang, wieder ins Kino gehen zu können, wieder neue Filme vorzustellen. Ich bin sehr gespannt.

Und möchte hier in aller Kürze die Langfilme beider Sub-Sektionen (Kplus: Kinderfilme, 14plus: Jugendfilme) kurz vorstellen. Nicht immer lässt sich schon viel über die Filme sagen – gerade über Weltpremieren weiß man ja naturgemäß meist noch nicht so viel. Dabei greife ich wie stets auf die Inhaltsangaben des Festivals zurück und ergänze Trailern. Interviews oder andere Informationen, die ich zu den Filmen schon habe finden können.

Manche Filme werden auf dem Festival als “Weltpremiere” zu sehen sein, d.h., dass sie weltweit noch keinem Publikum vorgeführt wurden. “Internationale Premieren” waren bisher nur in ihrem Herkunftsland zu sehen.

Bisher nicht eindeutig einer Sektion zugeordnet

Allons enfants (Rookies) (wahrscheinlich 14plus)

von Thierry Demaizière, Alban Teurlai (Frankreich; Weltpremiere)

HipHop als Sprache und Ventil der Jugend: Der Film begleitet die jüngste Klasse einer Tanzakademie auf ihrem Weg zu Profitänzer*innen. Viele der Schüler*innen kommen aus den sozialen Brennpunkten von Paris. Begleitet von einer pulsierenden, tanzenden Kamera, die die Zuschauer*innen mitten ins Geschehen hineinzieht, verhandelt der Film wie nebenbei Themen wie Herkunft, Verletzungen, Träume und Hoffnungen.

Beba (wahrscheinlich 14plus)

von Rebeca Huntt (USA, Mexiko; Europäische Premiere)

Das bewegende Zeugnis einer New Yorker Künstlerin mit afro- und lateinamerikanischen Wurzeln: Mit ihrem poetisch-autobiographischen Film bricht Rebeca Huntt, alias „Beba“, auf, um der Welt ein stolzes, wütendes „This is my story. I am the lense“ entgegenzuwerfen. Eine starke Stimme zur Auseinandersetzung mit Herkunft – und das künstlerische Statement eines großen Talents.

Auf Instagram gibt es bereits einen ersten Teaser zum Film, während des Filmfestivals in Toronto gab es eine Fragestunde mit der Filmemacherin:

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Comedy Queen (wahrscheinlich 14plus)

von Sanna Lenken (Schweden; Internationale Premiere)

Die schwedische Regisseurin Sanna Lenken (Gläserner Bär für Min lilla syster, Generation 2015) beweist erneut ihr Talent, sich filmisch leichtfüßig schwierigen Themen zu nähern. Im Zentrum ihrer neuen Arbeit steht die 13-jährige Sascha, die sich nach dem Tod ihrer Mutter dafür entscheidet, als Stand-up-Comedian zu reüssieren, damit ihr Vater wieder glücklich sein kann.

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Kind Hearts (wahrscheinlich 14plus)

von Olivia Rochette, Gerard-Jan Claes (Belgien; Weltpremiere)

Mit dem Ende der Schule beginnt eine aufregende Zeit der offenen Horizonte. Der Film begleitet ein junges Paar durch diese Lebensphase der großen Umwälzungen und neuen Freiheiten. Die Gespräche bei ihrer Suche nach der Wahrheit hinter den sich ändernden Gefühlen füreinander sind selbstkritisch, sanft und absolut – der Soundtrack des Films ist volatil und sphärisch-schön.

Weitere Informationen zum Film gibt es bei der belgischen Produktionsfirma; hier außerdem ein kurzer Filmausschnitt:

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De wraak van Knor (Oink) (wahrscheinlich Kplus)

von Mascha Halberstad (Niederlande, Belgien; Weltpremiere)

Ein Traum geht für Babs in Erfüllung: ein eigenes Haustier! Zwar kein Hund, aber dafür ein lustiges Ferkel. Doch das Geschenk des Großvaters, ein gefallener Würstchenkönig, ist nicht ohne Hintergedanken. Ein mit großem Einfallsreichtum und detailverliebt in Szene gesetzter Stopp-Trick-Animationsfilm, der rasant komisch und emotional komplex erzählt wird.

Bei der Berlinale wird der Film nur als Knor geführt, ich habe mich am Titel orientiert, wie ihn die Produktionsfirma führt.

Millie Lies Low (wahrscheinlich 14plus)

von Michelle Savill (Neuseeland; Internationale Premiere)

Von allen furios nach New York verabschiedet – und dann doch in Wellington geblieben! Mit Fantasie, Charme und typisch neuseeländischem Humor produziert Millie in ihrer Not gefakte Bilder ihres vermeintlich wilden Lebens in Übersee und postet sie für ihre Freund*innen im World Wide Web. Dabei erfährt sie als heimlicher Schatten ihres eigenen Lebens so einiges, das sie lieber nicht erfahren hätte.

Mehr zum Film beim internationalen Verleih.

My Father’s Truck (Papas Lieferwagen) (wahrscheinlich Kplus)

von Mauricio Osaki (Vietnam; Weltpremiere)

Da Nhis Großmutter krank ist, muss sie ihren Vater, den sie kaum kennt, bei seiner Arbeit als Lastwagenfahrer begleiten. In seinem Debütfilm verdichtet Mauricio Osaki Motive seines gleichnamigen Kurzfilms zu einer feinfühligen Beobachtung einer schwierigen Vater-Tochter-Beziehung. Dafür schickt er die beiden in seinem Roadmovie quer durch Vietnam, auf der Suche nach Versöhnung und einer gemeinsamen Zukunft.

Der Film basiert auf einem Kurzfilm des Regisseurs aus dem Jahr 2013, für den es hier einen Trailer gibt:

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Sublime (wahrscheinlich 14plus)

von Mariano Biasin (Argentinien; Weltpremiere)

Mit viel Zärtlichkeit, Subtilität und intimen Bildern erzählt Mariano Biasin (Gläserner Bär für El inicio de Fabrizio, Generation 2016) in seinem Langfilmdebüt vom Chaos der Gefühle eines 16-jährigen Musikers, der sich in seinen besten Freund verliebt. Die Musik und das Songwriting wird dabei zur Sprache des Protagonisten und des Films.

Dieses Video gibt einen Eindruck von den Dreharbeiten unter Pandemie-Bedingungen:

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Tytöt tytöt tytöt (Girl Picture) (wahrscheinlich 14plus)

von Alli Haapasalo (Finnland; Europäische Premiere)

Rönkkö kriegt mit ihrem eigenwilligen Witz fast alle ins Bett, aber emotional bleibt es flau. Ihre Freundin Mimmi, die gerne auch mal zuschlägt, hat wider allen Erwartungen die große Liebe gefunden: die viel zu schöne Eisläuferin Emma. Ein fulminanter Film über die wunderbare Freundschaft dreier aufregender Charakterköpfe, die ausziehen, Beziehung und Gender neu zu buchstabieren.

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Generation Kplus

Bimileui eondeok (The Hill of Secrets)

von Lee Ji-eun (Südkorea; Weltpremiere)

Die 12-jährige Myung-eun kann mit dem Wort „Familie“ nicht viel anfragen: Sie würde sie am liebsten verheimlichen, weil sie so anders ist, als sie es sich wünscht. Beim Schreiben dagegen lässt sie sich nicht von der Realität einschränken. Eine in der Komplexität menschlicher Gefühlslagen fast dostojewskihafte Geschichte darüber, wie man einen Platz in der Welt findet.

An Cailín Ciúin (Das stille Mädchen)

von Colm Bairéad (Irland; Weltpremiere)

Irland 1981. Den Widrigkeiten eines Lebens in Armut auf dem Land begegnet die neunjährige Cáit mit stillem Rückzug in ihre eigene Welt: Sie ist feinsinnige Beobachterin der Schönheit der kleinen Dinge um sie herum. Als sie über die Ferien von ihrer überforderten, oft gefühlskalten Großfamilie zu einem älteren, kinderlosen Paar geschickt wird, erlebt sie vielleicht zum ersten Mal tiefe Zuneigung.

Ein paar Eindrücke vom Film bekommt man auf Instagram.

Juunt Pastaza entsari (Waters of Pastaza)

von Inês T. Alves (Portugal; Weltpremiere)

Selbstbestimmt bewegt sich eine Gruppe Kinder der indigenen Achuar durch das endlose Grün. Am Flusslauf des Pastaza, an der Grenze zwischen Ecuador und Peru, fangen sie Fische, jagen und kochen, spielen mit Lianen, schauen Videos auf dem Smartphone. Mit großem Respekt folgt Inês T. Alves dem Alltag einer jungen Gemeinschaft, die in tiefer Verbindung miteinander und mit der Umwelt lebt.

Ein noch nicht finaler Trailer mit ersten Bildern aus dem Film:

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Moja Vesna

von Sara Kern (Slowenien, Australien; Weltpremiere)

Während die ältere Schwester ihre Gefühle in Poetry-Slams rausschleudert, versucht die 10-jährige Moja auf ihre Weise das Loch zu kitten, das der Tod der Mutter in ihre Familie gerissen hat. Sara Kern erzählt von einem kindlichen Trauerprozess, der die Augen nicht vor den Rissen in der Welt verschließt, aber auch das Licht bewundern kann, das durch sie schimmert.

My Small Land

von Emma Kawawada (Japan; Weltpremiere)

Sarya lebt zwischen drei Welten: Von der Türkei nach Japan geflüchtet, pflegen sie in ihrer kleinen Familie die kurdischen Traditionen. Auf der anderen Seite fühlt sich Sarya, die als kleines Kind hierherkam, in Japan angekommen. Doch dann verliert die Familie ihren Status als Geflüchtete, ihre Tage in Japan scheinen gezählt. Eine eindringliche Geschichte über den Balanceakt, zwischen verschiedenen Welten die eigene zu finden.

El reino de dios (The Realm of God)

von Claudia Sainte-Luce (Mexiko; Weltpremiere)

Wie man Gott fühlen kann, fragt Neimar, der sich gerade auf seine Erstkommunion vorbereitet, seine Oma. Claudia Sainte-Luces Film gibt darauf keine einfachen Antworten, sondern folgt stattdessen mit klugem und lichtem Blick der Weltwahrnehmung eines Kindes, in der sich – zwischen dem Pauken der zehn Gebot und Pferderennen – Profanes und Transzendentes neu arrangiert.

Rooz-e sib (The Apple Day)

von Mahmoud Ghaffari (Iran; Weltpremiere)

Als dem Vater der Lastwagen gestohlen wird und mit ihm seine Lebensgrundlage als fahrender Apfelverkäufer, kann sein Sohn nicht den Beitrag in der Schule leisten: einen Korb Äpfel. Mit präzisem Blick auf die alte Diskrepanz zwischen Stadt und Land folgt der Film dem Jungen Saeed durch die Gassen und Straßen einer Vorstadt von Teheran auf der Suche nach einer Lösung.

Shabu

von Shamira Raphaëla (Niederlande; Internationale Premiere)

Shabu hat wieder etwas angestellt: das Auto seiner geliebten Oma hat er, 14-jährig, zu Schrott gefahren. Statt Sommerferienspaß und Straßenmusik heißt es für den charmanten Schlawiner, Geld für die Reparatur zusammenzubringen. Ein lebensfrohes Porträt eines karibisch-holländischen Teenagers in Rotterdam zwischen Verantwortung und Bling-Bling, zwischen Nachbarschaftshilfe und Kulturclash.

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Terykony (Boney Piles)

von Taras Tomenko (Ukraine; Weltpremiere)

Terykony begleitet Nastia und ihre Freund*innen auf ihren Streifzügen durch ein vom Krieg versehrtes Land. Die Orte, an denen sie spielen, herumhängen oder Musik hören, sind verwundete Landschaften. In dicht gearbeiteten Bildern und Tableaus und mit einem lyrischen Blick für Tristesse und fantasievolle Aneignung erzählt Taras Tomenko (Panoram 2001: Schießstand) von einer Kindheit in der Ostukraine.

Generation 14plus

Alis

von Clare Weiskopf, Nicolas van Hemelryck (Kolumbien, Chile, Rumänien; Weltpremiere)

In einem Heim für Mädchen von den Straßen Bogotás leben zehn junge Frauen. Sie erzählen von ihrer Mitbewohnerin Alis. Alis ist die Summe ihrer Erfahrungen, ihrer Sehnsüchte, ihrer Kämpfe. Alis ist eine kollektive Erfindung und zugleich ein geschützter Raum, der es in einem reflektierten dokumentarischen Zugang möglich macht, schmerzhafte Wahrheiten auszusprechen.

Bei Women Make Movies gibt es ein paar weitere Eindrücke zum Film.

Bubble

von Tetsurō Araki (Japan; Weltpremiere)

Die Welt ist für Hibiki aus den Fugen geraten: Blasen, die die Schwerkraft außer Kraft setzen, Wettkämpfe um knappe Ressourcen, eine folgenreiche Begegnung mit einem mysteriösen Mädchen. Regisseur Tetsurō Araki erschafft in seinem modernen Anime-Märchen mit großem Einfallsreichtum ein schillerndes Universum, das zur Spielwiese grundlegender Fragen zu Werden und Vergehen wird.

Die Netflix-Produktion wird voraussichtlich im April 2022 auch bei uns im Streaming zu sehen sein.

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Kalle Kosmonaut

von Günther Kurth, Tine Kugler (Deutschland; Weltpremiere)

Die Langzeitdokumentation über Kalle, einem Jungen aus der Plattenbausiedlung um die Allee der Kosmonauten, zeichnet ein anderes Bild von Berlin: „Arm“ ist hier nicht „sexy“, sondern es bedeutet: schlechte Chancen. Das Regie-Duo begleitet Kalle respektvoll und überlässt dem charismatischen Jungen das Wort, ergänzt sensibel mit Animationssequenzen, wo Hintergrundwissen bedeutsam wird.

Ein paar weitere Informationen gibt es bei der Produktionsfirma.

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Skhema (Scheme)

von Farkhat Sharipov (Kasachstan; Weltpremiere)

Im Zentrum steht Masha, die durch einen gleichaltrigen Freund in ein undurchsichtiges Netz von Abhängigkeit und Ausbeutung gerät. In komplexen Bildern, die Mashas Anker- und Verbindungslosigkeit, wie auch ihre Suche nach Halt einfangen, erschafft der Film das vielschichtige Porträt einer Jugend in Almaty, präzise und zugleich von universeller Relevanz.

Die kasachische Produktionsfirma hat einige Informationen zum Film.

Stay Awake

von Jamie Sisley (USA; Weltpremiere)

Nacht um Nacht bringen die Brüder Ethan und Derek ihre opiumabhängige Mutter in die Notaufnahme. Als Ethan eine Zusage von der Uni erhält, ergibt sich die Chance, aus dem komplizierten Abhängigkeitsverhältnis auszubrechen. Jamie Sisley erzählt eindringlich in seinem Langfilmdebüt, einer Weiterentwicklung seines gleichnamigen Kurzfilms (Generation 2015), von den individuellen Auswirkungen der Opioidkrise in den USA.

Von dem genannten Kurzfilm gibt es hier einen Trailer zu sehen:

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Страна Саша/Strana Sascha (The Land of Sasha)

von Julia Trofimova (Russische Förderation; Weltpremiere)

Sasha hat keinen Vater, dafür einen Ohrring – Grund genug für seine jugendliche Mutter, sich Sorgen zu machen. Als er den Warteraum einer Psychiatrie bemalen soll, trifft er dort seine zukünftige Liebe: Zhenya. Tiefe Stimme, kreativ wie er, viele Probleme. Getragen vom Licht des Sommers in Kaliningrad, ergründen zwei eigenwillige Charaktere zusammen ihre Gefühle, Talente und Ängste.

Mit The Land of Sasha verfilmt Trofimova das 2019 erschienene, gleichnamige Buch der Schriftstellerin Gala Usrjutowa (Гала Узрютова); Vega Film hat hier noch weitere Informationen.

(Fotos: East Wind Production (2), Le Pacte/Unifrance, Vega Film, Viking Film)

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