Dieser Beitrag gehört zu meiner Berichterstattung von der Kinder- und Jugendfilmsektion Generation der Berlinale 2021. Alle Berichte von diesem Festival gibt es hier im Blog unter dem Tag #berlinale.
Ich bin in diesem Jahr etwas weniger freudig erwartend ob der Berlinale, was nicht nur an der Wehmut liegt, mit der ich auf die Filmfestspiele im vergangenen Jahr zurückblicke (meinem eigentlich letzten Ausflug in größere Menschenmengen). Die Begeisterung ist auch dadurch geschmälert, dass der Publikumsteil des Festivals ja erst vom 9. bis 20. Juni stattfinden wird (dann hoffentlich mit der Möglichkeit, wirklich im Kino zu sitzen) und der Zugang zu den Screenings in der kommenden Woche sehr beschränkt wurde – auch ich habe leider keine Akkreditierung bekommen und muss noch schauen, ob ich den einen oder anderen Film vorab überhaupt sehen kann.
Das Team der Kinder- und Jugendfilmsektion, der Berlinale Generation, unter Leitung von Maryanne Redpath hat kürzlich die sehr spannende Auswahl vorgestellt, und ich will hier ohne große Schnörkel die Langfilme kurz für beide Sub-Sektionen (Kplus: Kinderfilme, 14plus: Jugendfilme) vorzustellen.
Dabei greife ich wie stets auf die Inhaltsangaben des Festivals zurück, verknüpfe die Vorstellungen darüber hinaus aber mit Trailern und/oder Interviews, die ich zu den Filmen habe auffinden können, so dass auf jeden Fall ein etwas tiefergehender Eindruck vom jeweiligen Film entstehen kann.
Manche Filme werden auf dem Festival als “Weltpremiere” zu sehen sein, d.h., dass sie weltweit noch keinem Publikum vorgeführt wurden. “Internationale Premieren” waren bisher nur in ihrem Herkunftsland zu sehen.
Generation Kplus
Beans
von Tracey Deer (Kanada)
(Meine ausführliche Kritik zum Film)
Mit einem Schlag wird Rassismus grausame Realität im Leben der zwölfjährigen Beans, deren wirklicher Name Tekahentahkhwa ist. Die Community der Mohawk-First Nation People, der sie angehört, wird von Weißen verdrängt. Von ihrer Familie und älteren Jugendlichen lernt Beans für ihre eigenen Rechte und die ihrer Gemeinschaft zu kämpfen. Der Film basiert auf den Kindheitserinnerungen der Regisseurin an die Oka-Krise in Québec 1990.
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Ensilumi (Erster Schnee)
von Hamy Ramezan (Finnland) – Internationale Premiere
Der Asylantrag der Familie Mehdipour ist abgelehnt worden, jederzeit können Ramin (13), seine kleine Schwester und die Eltern von den finnischen Behörden abgeschoben werden. Trotz ihrer prekären Situation als Geflüchtete ist ihr Alltag reich an liebevollen Familienritualen, Humor, und – bei Teenager Ramin – spannenden Entdeckungen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
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Han Nan Xia Ri (Sommerflirren)
von Han Shuai (Volksrepublik China) – Debütfilm
Wie ein zarter Schleier hüllt sich Wehmut um Guos Gesicht. Den Sommer muss sie allein in Wuhan bei ihrer Tante verbringen, die in ärmlichen Verhältnissen lebt, während ihre Mutter ein schillerndes Leben in Shanghai führt. An der Schwelle vom Kind zum Teenager sind ein fürchterliches Geheimnis, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit sowie die Angst verlassen zu werden, Guos ständige Begleiter.
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Jong chak yeok (Bis ans Ende der Welt)
von Kwon Min-pyo, Seo Hansol (Republik Korea) – Internationale Premiere / Debütfilm
Was fotografiert man, wenn man ein Bild vom Ende der Welt machen soll? Vier Schulfreundinnen erkunden zusammen die unbekannten Ränder der Großstadt Seoul, ausgestattet mit einer alten, analogen Fotokamera und einem Film, der nur 27 Bilder hat. Die Aufgabe schärft ihren Blick auf Vertrautes und öffnet die Augen für Neues.
Last Days at Sea (Letzte Tage Am Meer)
von Venice Atienza (Philippinen/Taiwan) – Weltpremiere / Debütfilm / Dokumentarische Form
Reyboys Welt sind das funkelnde Meerwasser, die verborgenen Schätze an der langen Küste, der Geschmack von Honigreis. Die Filmemacherin begleitet den philippinischen Jungen an seinen letzten Tagen in seinem Fischerdorf am Meer, bevor für ihn das Leben an einem anderen Ort beginnen wird. Ein profunder Dialog in Gedanken und Bildern über die Schönheit der kleinen Dinge und das Abschiednehmen.
Mission Ulja Funk
von Barbara Kronenberg (Deutschland/Luxemburg/Polen) – Weltpremiere / Debütfilm
(Zu meiner Kritik)
Ulja (12) ist eine energische, schlaue Forscherin, die nie um einen guten Spruch verlegen ist. Die Ankunft des Asteroiden, den sie entdeckt hat, möchte sie nicht verpassen. Mit dem Leichenwagen ihrer Eltern, dem gleichaltrigen Henk als Fahrer und der russlanddeutschen Oma im Kofferraum geht’s in dem temporeichen Roadmovie Richtung Belarus – immer den Sternen nach.
Nelly Rapp – Monster Agent (Nelly Rapp – Monsteragentin)
von Amanda Adolfsson (Schweden) – Internationale Premiere
(Meine ausführliche Kritik zum Film)
Nelly möchte als Monsteragentin in die Fußstapfen ihrer Mutter treten. Als sie ihren Onkel Hannibal besucht, öffnet sich für sie die Tür zu einer verborgenen Parallelwelt voller Gespenster, Monster und Frankensteiner. Aber wer gilt eigentlich als Monster und auf welcher Seite reiht sich Nelly als Agentin ein? Der Film basiert auf der erfolgreichen schwedischen Kinderbuchreihe des Autors Martin Widmark.
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Una escuela en Cerro Hueso (Eine Schule in Cerro Hueso)
von Betania Cappato (Argentinien) – Weltpremiere
(Lesenswerte Kritik zum Film von Anne Küper auf critic.de)
Nach zahlreichen Ablehnungen finden Emas Eltern endlich einen sicheren Ort für ihre Tochter, der eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert worden ist. In der liebevollen Gemeinschaft der neuen Grundschule, in der Kleinstadt am Fluss, kann die stille Beobachterin die Welt in ihrem ganz eigenen Tempo erkunden. Sachte folgt der Film Emas kleinen Schritten, die zu magisch-großen Momenten werden.
Generation 14plus
Cryptozoo
von Dash Shaw (USA) – Internationale Premiere / Animation
In einer opulenten Phantasiewelt kämpfen Menschen um die Daseinsberechtigung bedrohter und bedrohlicher Kreaturen. Im Stil psychedelischer Underground-Comics gestaltet Filmemacher und Comic-Künstler Dash Shaw seinen Film als wilden Trip, bei dem es um Marginalisierung, Artenschutz und die Kraft der Imagination geht.
Interview mit Dash Shaw:
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Fighter
von Jéro Yun (Republik Korea) – Internationale Premiere
Als Nordkoreanerin im Exil hat Jina keine andere Wahl als sich durchzuboxen. Mit sanfter Wucht und unnachgiebig beginnt sie sich gegen die alltäglichen Ungerechtigkeiten aufzulehnen, die sie als Außenseiterin aus einem verrufenen Land erlebt. Während sie sich an Härte gewöhnt hat, sind Gefühle wie Zärtlichkeit oder Geborgenheit neu für sie. Ihr persönlicher Kampf auf dem Weg zu Anerkennung geht weit über den Boxring hinaus.
Interview mit Jéro Yun:
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From the Wild Sea
von Robin Petré (Dänemark) – Weltpremiere / Debütfilm / Dokumentarische Form
Die Folgen des Klimawandels auf Tiere werden immer extremer. Riesige Wale, die an der Küste stranden, Robben, die Plastikmüll im Körper haben, ölverschmierte Schwäne und Delphine, die von Schiffen gerammt worden sind, werden die Patienten von Tierrettungsteams. In dokumentarischer Form führt uns die Regisseurin Bilder vom kritischen Verhältnis zwischen Mensch und Tier vor Augen, die sich stärker als jede Erklärung einprägen.
La Mif (The Fam)
von Fred Baillif (Schweiz) – Weltpremiere
Im Grenzbereich zwischen Fiktion und dokumentarischer Form verwebt der Film in neun Episoden die Lebensgeschichten von jungen Frauen, die in ihrer eigenen Familie kein Zuhause mehr haben. Sie finden Zuflucht in einem Jugendheim auf Zeit, wo sie gemeinsam mit ihren Betreuer*innen eine neue Familie bilden. La Mif wird zum Refugium für verwundete Charaktere, die sich und andere nicht schonen.
Ninjababy
von Yngvild Sve Flikke (Norwegen) – Internationale Premiere
Unbemerkt hat sich ein Kind in ihrem Bauch eingenistet und Rakel weiß eines ganz genau: Sie will es nicht. Die lebenshungrige junge Frau hat eine blühende Phantasie und überzeichnet ihren Alltag gerne. So macht sich das Ninjababy als Comicfigur in ihrem Leben breit und begleitet Rakel durch den Wahnsinn, den man Erwachsenwerden nennt.
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Stop-Zemlia
von Kateryna Gornostai (Ukraine) – Weltpremiere / Debütfilm
Mit Freund*innen abhängen, viel rauchen, Flaschen drehen und küssen, Fehler machen, spielen, sich verweigern, mit offenen Augen träumen – das Leben als Jugendliche*r kann überwältigend schön und schwierig zugleich sein. In einem Fluss aus inszenierten und dokumentarischen Elementen komponiert die ukrainische Regisseurin in ihrem Debüt ein tiefemotionales und vielschichtiges Portrait einer Generation.
Tabija (The White Fortress)
von Igor Drljača (Kanada/Bosnien und Herzegowina) – Weltpremiere
Was für die einen ein schönes Märchen sein könnte – Boy meets Girl – könnte für Faruk auch der Beginn eines Horrorfilms werden. Der junge Mann wird zerrieben zwischen der dunklen Welt seiner kriminellen Vettern in Sarajevo und der Entdeckung der Liebe. Bildgewaltig kontrastiert der Film erlebte und erträumte Härte und Zärtlichkeit.
(Foto: farbfilm Verleih/Ricardo Vaz Palma)
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