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Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten! (2020)

Auch in diesem Jahr stelle ich bis in die Adventszeit hinein jeden Sonntag einen Weihnachtsfilm für Kinder vor.

Jeronicus Jangle ist ein Erfinder, nein, vielleicht der genialische Erfinder schlechthin, ein Meister der mechanischen Uhrwerke und der außergewöhnlichen Spielzeuge – ein Hauch von Magie scheint im Spiel zu sein. Aber nachdem sein Gehilfe und Schützling Gustafson seine bisher größte Kreation gestohlen hat, verliert er den Mut und seine großartigen Ideen. Der Laden leert sich, dann stirbt auch noch seine Frau, und Jeronicus versinkt so tief in Trauer, dass er seine Tochter ignoriert, bis diese beschließt, ihr Glück woanders zu suchen…

Weil Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten! ein Weihnachtsfilm ist (das diesjährige Weihnachtsgeschenk von Netflix nach dem sensationell schönen Klaus vom vergangenen Jahr), gibt es natürlich nicht nur ein gutes, sondern auch ein weitgehend, zumindest im familiären Sinne, versöhnliches Ende. Bis dahin aber ist viel los.

Und ich meine damit: richtig viel. Schon der Beginn ist ein Musicalnummer mit Tanz und Gesang, in der es durch Jeronicus’ Spielzeuggeschäft hindurchgeht und auf die Straße hinaus, alles ist eine Bühne, überall singen und tanzen Menschen. Und das geht so weiter: Gesang und Tanz, in den düstereren Momenten natürlich zurückhaltender, dafür umso wilder und ausgelassener, je höher die Stimmungen jauchzen, durchziehen den ganzen Streifen.

Und im Geschäft, später in den Labors, Werkstätten und Bastelräumen, zwischendurch aber auch in den sonstigen Räumen, in denen der Film spielt, ist überall Krams: Gegenstände, Spielzeug, Werkzeug, Notizbücher, Dosen und Behälter, einfach jede Menge Zeug. So ähnlich ist freilich auch der ganze Film. Denn es genügen ihm nicht Jeronicus (Forest Whitaker), Gustafson (Keegan-Michael Key) und Tochter Jessica (Anika Noni Rose). Nein, es braucht auch noch Jessicas Tochter Journey (Madalen Mills), einen neuen jungen Gehilfen namens Edison (Kieron L. Dyer) und auch noch eine wie magisch belebte mechanische Blechspielzeug-Matadoren-Figur mit Größenwahn (im Original gesprochen von Ricky Martin).

Es braucht auch noch einen Jeronicus eigentlich freundschaftlich zugetanen Bankier, der ihm mit der Pfändung von Geschäft, Haus und verbliebenem Spielzeug droht. Es braucht auch noch einen Roboter, den Jessica als junges Mädchen gebaut hat und der, doch doch, von Glauben daran, dass er möglich ist, zum Leben erweckt werden kann. Und anscheinend braucht es auch in der Luft erscheinende, mathematisch wirkende Gleichungen, mit denen sich Journey wie Jeronicus die Welt erklären und ihre Erfindungen entwickeln.

(Ich persönlich bin je eher genervt von Filmen, in denen Mathematik verwurstet wird mit Dingen wie “Quadratwurzel der Unmöglichkeit”, aber that’s just me, der es viel spannender und eleganter fände, sich entweder für richtige Mathematik oder richtige Magie zu entscheiden. Da bin ich wohl engstirnig.)

Was ich sagen will: Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten! ist anfangs flott, zwischendrin etwas behäbig (ausgerechnet wenn es in die Actionsequenzen geht) und am Schluss wieder emotional etwas flotter – aber vor allem ist es vollgestellt ohne Ende, tausenderlei Dinge Krimskrams, die den Bildschirm füllen, und hier und da und jetzt und nun noch eine Wendung, zwei Stunden lang. Das hat etwas von einem Lebkuchenhaus mit zuviel Zuckerguss und Süßkram, von einem Weihnachtsessen, das wirklich lecker aussieht, aber anschließend ist man doch etwas zu voll und hängt unbeweglich in der Ecke.

Dabei ist der Film, inszeniert von David E. Talbert und produziert u.a. von John Legend, nicht nur eigentlich herzensgut gemeint, sondern auch anders, als die meisten anderen Mainstream-Weihnachtsfilme: Mit größtenteils Schwarzem Cast und Schwarzer Crew, ganz selbstverständlich in Luxusklamotten ein viktorianisch anmutendes Städtchen (ich musste sofort an Die Muppets-Weihnachtsgeschichte denken) bevölkernd, das ist wunderschön und bunt und fröhlich, es geht um Verlust und Versöhnung, Eltern und Kinder und ist dabei sehr abstrakt weihnachtlich… aber halt ein wenig überladen.

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Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten! (Jingle Jangle: A Christmas Journey) Regie: David E. Talbert, 122 Min. Freigegeben ab 6, empfohlen ab 9 Jahren. Exklusiv bei Netflix.

(Fotos: Netflix)

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