Filmkritiken

Der Grinch (2018)

Szenenbild: Der Grinch

In diesem Jahr stelle ich von jetzt bis in die Adventszeit hinein jeden Sonntag einen Weihnachtsfilm für Kinder vor. Die Reihe beschließe ich mit diesem Beitrag für dieses Jahr in Grün.

In Whoville ist Weihnachten das größte Fest des Jahres, alle freuen sich darauf, wünschen schöne Wünsche und organisieren ein großes gemeinsames Fest. Was ihnen auch deshalb nicht so schwer fällt, weil die Whos von Whoville ja sowieso schon beständig guter Laune sind. Wem das nicht so gut gefällt: Dem Grinch, der auf einem Berg etwas außerhalb von Whoville lebt und Weihnachten – aus Gründen, die erst im Lauf der Zeit klar wird – überhaupt nichts abgewinnen kann. Schließlich geht es da ja allen immer nur um möglichst viele Geschenke!

Er lebt in dem Berg zusammen mit seinem ihm treu zugetanen Hund Max, der ihm brav jeden Morgen seinen Frühstückskaffee macht und überhaupt dafür sorgt, dass sein Herrchen einigermaßen klarkommt (Wallace & Gromit lassen schön grüßen). Dem Grinch geht es wirklich nicht gut zu Weihnachten – und vor lauter Frust über den bevorstehenden Termin hat er schon alle seine Vorräte aufgegessen. So muss er nun am 20. Dezember noch nach Whoville, um Einkäufe zu machen – und die direkte Konfrontation mit den Weihnachtsvorbereitungen dort machen ihn schließlich so wütend, dass er nur noch einen Plan hat: den Whos das Weihnachtsfest so richtig vermiesen!

Szenenbild: Der Grinch

Die Geschichte vom Grinch gehört zu den (zahlreichen) Kinderfilm-Klassikern von Dr. Seuss (Theodor Seuss Geisel) und ist schon mehrfach verfilmt worden – insbesondere in einem ziemlich missratenen Film aus dem Jahr 2000 mit Jim Carrey in der Titelrolle.

Auch wenn es eigentlich keinen besonderen Grund gäbe, warum die Verfilmung aus dem Illumination-Studios wesentlich besser sein sollte – es ist dann doch das Gegenteil der Fall. Was für ein kurzweiliger Genuß! Den beiden Regisseure Yarrow Cheney und Scott Mosier gelingt es erstaunlich gut, den Geist von Seuss‘ sehr knapper und eigentlich unübersetzbarer Vorlage (wenige Seiten, viele, schlichte Bilder, wenig, sehr konzentrierter, gereimter Text) einzufangen und dennoch auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten eines anderthalbstündigen Animationsfilms zu transponieren. Die Autoren Michael LeSieur und Tommy Swerdlow haben zwar einiges hinzuerfunden, all das passt aber von Ton und Erzählhaltung letztlich bestens zusammen.

Szenenbild: Der Grinch

Es geht reichlich chaotisch, vor allem sehr lustig zu – und während der Grinch in seiner Bat-Cave artigen Höhle plant und wilde Maschinen baut, hat die sehr selbstbewusste kleine Cindy-Lou Who, Tochter einer so patenten wie überforderten alleinerziehenden Mutter, in der Feiertagsnacht ganz anderes vor. Diese Cindy-Lou atmet viel vom Geist des wunderbaren Trios Agnes, Edith und Margo, die in Ich – Einfach unverbesserlich das Leben des Bösewicht und Griesgram Gru aufmischten. Verwunderlich wäre es nicht; Co-Regisseur Cheney war auch bei dem Film schon als Production Designer an Bord.

Natürlich ist sie das Gegenstück zum Grinch, mit ihrer aufrichtigen Begeisterung, und natürlich wird sie es sein, die ihm schließlich zeigt, was Weihnachten eigentlich bedeutet und warum die Whos es so gerne feiern – auch wenn in diesem Film das Ende, das ein gutes Stück vom Buch abweicht, vielleicht einen Hauch zu schnell, zu glatt und zu einfach funktioniert.

Szenenbild: Der Grinch

Das funktioniert aber deshalb, weil der ganze Film so warmherzig mit seiner Welt und ihren Figuren umgeht – dem Grinch inklusive, der stets eher als schlecht gelaunt und unglücklich denn als böse portraitiert wird.

Noch bevor das aber so richtig eingesunken ist, schnappt einen der Film schon in den ersten Momenten mit seiner liebevoll inszenierten Welt. In der der Grinch morgens „Schimmelgeruch-Deo“ aufträgt und in seiner Höhle auf einer riesigen Orgel traurige Musik spielt. Mit der Stadt Whoville, in der die Menschen mit dem Bob zur Arbeit fahren, ein Schneepflug am hinteren Ende ordentlich aufgstapelte Berge von Schneebällen für die Kinder hinterlassen (noch die harmloseste der vielen völlig irrwitzigen Maschinerien, die in dieser Welt existieren) und alle Whos wirklich das Bedürfnis haben, einander gut zu tun. Wo die Männer offen über ihr Haarfärbemittel sprechen („Ich verwende Schokoladen-Explosion!“) und die Laufvögel lange, dünne Füße haben, mit denen sie wie auf Skiern durch den Schnee fahren können.

Szenenbild: Der Grinch

Ein fast schon genialischer Streich ist es schließlich, Otto Waalkes als deutsche Stimme für den Grinch zu engagieren (im Original wird er von Benedict Cumberbatch gesprochen); denn dessen manische Energie, seine eigenartige Fortbewegungsweise, erinnern in vielem an Waalkes‘ Bühnenshows in seinen aktivsten Tagen. Zugleich nimmt der Komiker sich (anders als in manchen anderen seiner Synchronrollen für Animationsfilme) sprachlich stark zurück, verzichtet also auf viel „Otto“-spezifisches und lässt dafür seiner Figur mehr Raum.

Die am Ende nicht nur Weihnachten besser versteht, sondern vor allem etwas über sich selbst lernt.

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Der Grinch (The Grinch). USA 2018. Regie: Yarrow Cheney und Scott Mosier, 89 Min. FSK 0, empfohlen ab 9 Jahren. Kinostart: 29. November 2018. (Bestellen bei amazon.de)

(Fotos: Universal Pictures International Germany GmbH)

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