Filmkritiken

AninA (2012)

Anina mag ihren eigenen Namen nicht besonders, ach was, man kann schon sagen, sie hasst ihn mit rechter Ernsthaftigkeit. Ihr Vater hingegen liebt nicht nur Palindrome, er und seine Frau tragen auch beide ein solches als Nachnamen – und so ist Anina Yatay Salas das Mädchen mit den drei Palindromnamen. Sie fühlt sich gerne deshalb gehänselt, während sie zugleich aber doch immer noch, wie als kleines Kind, von diesen besonderen Buchstabenkombinationen fasziniert ist, selbst Palindrome sucht. Eine Zehnjährige eben, hin- und herwankend zwischen der Suche nach etwas Selbständigkeit und dem Bedürfnis nach Kindsein.

AninA ist ein sehr zurückhaltender Animationsfilm, eine eigentlich kleine Geschichte, an deren Ende – ganz klassisch – die Figuren etwas klüger sind als zum Anfang. Kindertauglich, aus den Augen eines Kindes, und deshalb völlig weltausfüllend, weltausdehnend, welterweiternd. Anina gerät mit einem Mädchen, Yisel, auf dem Schulhof in Streit, beide müssen zur Schuldirektorin und erhalten jeweils einen schwarzen, versiegelten Umschlag zur Aufbewahrung – nach einer Woche sollen sie mit dem immer noch verschlüsselten Umschlag wieder zur Direktorin kommen.

Die Geschichte umkreist dann in elliptischen Bewegungen die Frage, was sich wohl in dem Umschlag befindet – aber dazwischen ist immer wieder Raum für anderes: für Diskussionen mit den Eltern, für den Versuch herauszufinden, was im Umschlag von Yisel (ob seines Übergewichts anfangs hänselnd „Elefant“ genannt) wohl sein möge, und schließlich für Aninas Träume. Dann taucht sie ein in Landschaften, in denen ein Hauch expressionistischen Stummfilms liegt, voller Monster und Gestaltwechsler: die Grenze zwischen Phantasie, Träumen und Realität verschwindet manchmal. Und am Ende ist eben alles ein wenig anders als zu Beginn.

Regisseur Alfredo Soderguit positioniert rund um seine kleine Protagonistin ein paar traditionelle Typen – zwei Lehrerinnen etwa, eine sorgend und zärtlich, die andere streng und disziplinierend. Die meisten Figuren aber sind nicht so leicht durchschaubar, ambivalent und menschlich – allen voran Aninas Eltern und natürlich ihre „Antagonistin“ Yisel. Die Animationstechnik verbindet flache Papierelemente und starke Eindrücke von Tiefe, Deck- und Aquarellfarben – alles führt zu Bildern, die voller Farbe, Leben und Bewegung stecken.

Auf der Berlinale 2013 war AninA bereits einmal zu sehen gewesen, nun wird er von dem sehr kleinen Münchner Verleih Cine Global in einige Kinos gebracht; vor allem aber ist er dort Bestandteil der spanischen Schulkinotournee Cinescolar, das bundesweit Filmvorführungen im Kino für Spanischklassen anbietet.

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AninA, Uruguay, Kolumbien 2012. Regie: Alfredo Soderguit, 80 Min. FSK 0, Kinostart: 4. Dezember 2014.

(Bilder: Cine Global)

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