Welches ist Dein liebster Kinderfilm?
Ich glaube, wir hatten in meiner Kindheit zu Hause gar keinen Fernseher, zumindest erinnere ich den nicht. Aber meine Großeltern hatten einen, mitsamt Videorekorder. Da ich eh viel Zeit bei meinen Großeltern verbrachte, lief auch viel Glotze, aka Kinder-Nachmittagsprogramm: Biene Maja, Wickie, Captain Future. Und beim Übernachten auf der Couch hab ich dann über die Oma hinweg nach Dallas gelinst. Spannend wurde es mit der Einführung der VHS-Videos in der örtlichen Leihbibliothek: da warteten solche Schätze wie Der dunkle Kristall, Mary Poppins, Lotte Reiniger-Scherenschnitt-Filme, die Fantasyabenteuer von Ray Harryhausen oder die Bud Spencer/Terence Hill-Werke in mitunter mies abgenudelter Qualität auf Zuschauer. Meine Großmutter musste sich schon bald an diesen Ruf gewöhnen: “Oma, kann ich bei Dir ein Video gucken?”. Irgendwann erbte ich von meiner Uroma einen sehr kleinen Schwarz/Weiss-Fernseher, der meine Filmrezeption doch irgendwie in ein ständiges Film Noir-Erlebnis verfälschte.
Ich erinnere mich leider auch nicht mehr an den ersten Film im Kino, es könnte Das Dschungelbuch gewesen sein, aber auch Cap und Capper, Robin Hood, Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh. Oder war es die Unendliche Geschichte? Ihr merkt schon, als Kind wurde ich ins Kino vor allem in die klassischen Disney-Weihnachtsfilme mitgenommen. Bis heute hält sich eine ausgeprägte Vorliebe für Animationsfilm, gerne auch in CGI oder in Stopmotion-Technik. Da dürfte meine Vergangenheit als professioneller Puppenspieler sein Quentchen beigetragen haben, mich fasziniert die optische Illusion, der Filmtrick, das Beleben von Objekten. Eben diese besondere Magie des Kinos, deren Grenze allein die Phantasie setzt. Eine Zeitlang sammelte ich auf VHS und DVD alle Animations- und Puppentrickfilme und alle mit wenigstens einer animierten Hauptfigur. Das habe ich aus Platzgründen mittlerweile aufgegeben. Wir könnten streiten, ob Trickfilme wie The Nightmare before Christmas oder die Wallace und Gromit-Reihe Kinderfilme sind (glücklicherweise hat man die Rubrik Family-Entertainment geschaffen). Auch wenn es den einen liebsten Kinderfilm für mich nicht gibt, stehen diese zusammen mit Jim Hensons Labyrinth ganz oben auf meiner Favoritenliste.
Welche Filme sehen Deine Kinder am liebsten?
Der Junior beschäftigt sich gerade erst mit Bilderbüchern. Aber die Tochter im Alter von 4 Jahren liebt “Filmchen”, wie sie es nennt, über alles. Kleine Episoden von Molly Monster, der Kleinen Prinzessin oder Shaun, dem Schaf haben am Abend ihren festen Platz, gerne in Abwechslung mit dem Sandmännchen im Fernsehen. Langfilme schauen wir noch nicht, da bin ich eher streng. Bei meinen deutlich jüngeren Geschwistern bin ich auch das eine oder andere mal in Ungnade gefallen, weil ich mir den Film vorab ansah. Wenn der zu gruslig oder nervenaufreibend war, hab ich ihnen den Kinobesuch vorenthalten. Ich weiß nicht, ob sie Disneys Die Schöne und das Biest bis heute nachgeholt haben.
Im September gab es den ersten gemeinsamen Papa-Tochter-Ausflug ins große Kino – in der Reihe des Berliner Spatzen-Kinos haben wir uns drei Pettersson und Findus-Animationsfilme angesehen. Die adaptierten Geschichten kannte sie aus den Büchern, zwischen den Episoden konnten die Kinder sich kurz austoben. Das Staunen über den riesigen Saal, die vielen hundert Kinder aus allen möglichen umgebenden Kitas und das große Leinwanderlebnis waren sehr beeindruckend. So sehr, dass der beste Platz dann eben doch Papas Schoß war.
Um so manchen Kinderfilm werde ich wohl in Zukunft nicht umher kommen, das Kind hat einen sehr ausgeprägten Sinn für Filmwerbung in Form von Plakatierungen an Litfaßsäulen und Hauswänden. Sie fragt sehr deutlich, was das für ein Film mit dem Hasen ohne Ohren ist (Keinohrhase und Zweiohrküken) und warum die “Prinzessin” auf dem Plakat von Epic sich anders kleidet als der “Ritter”. Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger hätte sie sich auch gerne angesehen, weil sie den Tiger Richard Parker so schön fand. Plakatwerbung wirkt also doch, zumindest bei den Sprösslingen von uns Filmverrückten…
Gerold Marks ist Kommunikationswirt und hat beruflicherhalber in den Feldern Social Media Marketing, Online PR und Consulting mit Film und Kino zu tun. Seit 2009 bloggt er auf DigitaleLeinwand.de über den digitalen Shift im Kino mit den Schwerpunkten 3D, Immersion, Kinotechnik und Filmvermarktung. Noch viel lieber lässt er sich von seinen Kindern (1 und 4 Jahre) das Wichtige in der Welt zeigen.
(Fotos: TMG/Aardman/Wallace & Gromit Limited., privat)