Ich schreibe hier ja hauptsächlich für Eltern und Menschen mit (pop-)kulturell breiterem Hintergrund, da muss ich Minecraft wahrscheinlich nicht vorstellen. Wer die letzte Dekade unter so vielen digitalen Klötzchen verbracht hat, dass sie von diesem Ich-baue-mir-die-Welt-aus-Quadern-wie-sie-mir-gefällt-Computerspiel nichts mitbekommen haben, wird sich auch für diesen Film nicht interessieren.
Schon der Titel, Ein Minecraft Film ist immerhin eine sanfte Verneigung vor der Tatsache, dass es natürlich bereits unzählige Minecraft-Filme gibt, in denen Menschen mit den Mitteln des Spiels eine eigene Welt gebaut und anschließend darin eckige Figuren haben herumlaufen lassen – das ist alles möglich.
Und gleichzeitig ergibt das nicht wirklich Sinn, wenn man es mit der Perspektive der analogen Außenwelt betrachtet, und Regisseur Jared Hess (den die heutige Generation cinephiler Eltern wahrscheinlich vor allem durch Napoleon Dynamite kennt) lässt dann auch seine Figur Natalie (Emma Myers) etwas verzweifelt ausrufen: „This place makes no sense!“
Es sind (im Film, den Kontrast zur Realität da draußen darf man sich gerne schärfer vorstellen, als gemeinhin so gedacht wird) wieder einmal die Frauen, die mit diesem ganzen Gaming-Kram zunächst nicht ganz so viel anfangen können, da bleibt Hess seinem Œuvre durchaus treu: Natalie und auch Immobilienmaklerin (und Zoo-Betreiberin) Dawn stehen zunächst am fassungslosesten in der Gegend herum, als sie zusammen mit Natalies kleinem Bruder Henry und Garrett „Garbage Man“ Garrison in die Minecraft-Welt gezogen werden: Alles setzt sich auf einmal aus Kuben zusammen, man kann wildeste Häuser bauen, und nachts sind hier Zombies unterwegs, die im Sonnenlicht in Flammen aufgehen.
Begrüßt werden sie dann von Steve, die Verköperung einer der Standard-Spielfiguren im Minecraft-Kosmos; Jack Black, mit begeistertem Overacting und viel Bart, schafft es tatsächlich irgendwie, mit all seinen Rundungen angemessen eckig auszusehen, es ist ein kleines topologisches Wunder ohne jeglichen Spezialeffekt.
Es geht dann um die Bekämpfung einer oberbösen Zauberin, die sich die überirdische Minecraft-Welt unterwerfen will; ich will das gar nicht im Detail erklären, weil ich nur riskiere, die für Eingeweihte wirklich wichtigen Punkte falsch darzustellen. Es genügt festzuhalten, dass in der von mir besuchten Vorstellung Jubel und Szenenapplaus aufbrandeten, die Stimmung war bestens und sehr, sehr aufgeräumt. Die von mir mitgebrachte Expertin in Sachen Minecraft (jedenfalls wesentlich expertiger als ich) war begeistert über viele kleine und große Anspielungen. Ja, Technoblade wird nicht nur im Spiel, sondern auch im Film Referenz erwiesen, und „Chicken Jockey“ is a thing, apparently.
Und wenn man nix davon versteht?
Dann ist der Film tatsächlich dennoch ein großer, aufwändiger Quatsch mit sehr viel Sauce, der über weite Strecken auch beim ahnungslosen Zuschauen Spass macht. Jason Momoa ist etwas zu sehr One-Trick-Pony, die Frauen im Team (gespielt von Emma Myers (die nach Wednesday und A Good Girl’s Guide To Murder gerne auch mehr zu tun bekommen darf) und der wunderbaren Danielle Brooks) tun sich schnell zusammen, während die Männer eher einzeln vor sich hin prökeln, so dass im Podcast Pop Culture Happy Hour schon zurecht die Frage aufkam, ob das eigentliche Thema des Films nicht womöglich männliche Einsamkeit sei.
Und irgendwo stimmt das. Da ist das Spiel dann so sehr Rückzugsraum wie Versteck, aber eben auch Ort für ganz viel Kreativität. Aber Ein Minecraft Film wagt sich am Ende schon so weit aus dem Fenster, dass die reale Welt da draußen womöglich einiges von dieser Kreativität gebrauchen könnte. Da blühen sogar die „NPCs“, die Villager auf – wie an einer netten, sehr absurden Nebengeschichte um Jennifer Coolidge ausbuchstabiert wird, die ganz am Schluss für eine dicke Pointe gut ist.
Wie Warner Bros. aber wirklich zur Kreativität steht, wird sich zeigen, sobald der Film fürs Home Entertainment immer wieder angeschaut werden kann – und unzählige ihn szenenweise und gemeinsam auch in Gänze komplett in Minecraft nachspielen werden. Ob dann Anwältinnen und Anwälte diese die Minecraft-Realität-Grenze sprengende Kreativität im Keim ersticken werden?
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Ein Minecraft Film (A Minecraft Movie). USA, Schweden 2025. Regie: Jared Hess, 101 Min. FSK 12, empfohlen ab 10 Jahren. Kinostart: 3. April 2025.
(Fotos: Warner Bros.)