Filmkritiken

Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Wald (2024)

Als Filmkritiker ist man in der Regel nicht besonders geeignet, einen dokumentarisch angehauchten Film über die Tiere des Waldes daraufhin zu bewerten, ob die Darstellungen besonders realistisch sind. Wenn es sich allerdings um einen Film mit dem Titel Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Wald handelt, so muss man zumindest anmerken, dass selbst bei dem Romanautor Felix Salten, auf dessen 1923 erschienenen Roman der Film zurückgeht, die männlichen Hirsche im Winter ihr Geweih abwerfen. Allerdings enthält dessen Werk auch einen Abschnitt, in dem sich zwei herbstlich gefärbte Blätter, die beiden letzten an einem kahlen Ast, über die Vergänglichkeit und das Fallen unterhalten. Realismus ist hier also womöglich nicht die richtige Kategorie.

Beim Stichwort „Bambi“ kreist das kollektive Gedächtnis hingegen eher um die von David D. Hand inszenierte Disney-Verfilmung aus dem Jahr 1942, die Saltens Buch als Animationsfilm voller Niedlichkeit, Drama und Pathos für die Leinwand adaptierte. Wer Ähnliches in den von Michel Fessler real gefilmten Bildern zu finden hofft, wird allerdings enttäuscht. Hier gibt es keinen Klopfer und keine Blume. Außer Bambi und Faline tragen die Tiere, unter anderem Fasan, Eichhörnchen, Wildschwein und Waschbär, keine Namen. Der beste Freund des jungen Rotwilds ist eine Krähe, da sich diese am ehesten zu erstaunlichen Kunststückchen bewegen ließ, etwa einer kurzen Pause auf Bambis Rücken. Gedreht wurde in einem französischen Tierpark, der speziell für Dreharbeiten mit Tieren ausgerichtet ist und deren Bewohner:innen sich an den Kontakt mit Menschen gewöhnt haben.

Für den Filmdienst habe ich versucht herauszuarbeiten, wie schlecht die (an Salten orientierte) Mythisierung einer vermeintlich patriarchalen Ordnung sich in das dokumentarisch gebende Format von Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Wald schmiegen will und der Film so in der Vergangenheit stehen bleibt.

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Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Wald (Bambi, l’historie d’une vie dans les bois). Frankreich 2024. Regie: Michel Fessler, 78 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 1. Mai 2025.

(Foto: SquareOne/Florian Alzay)

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