Es sind unmöglich große Fußstapfen, pardon, Tatzenspuren, die Dougal Wilsons Paddington in Peru zu füllen hatte oder hätte, würde man denn von diesem Film erwarten wollen, dass er die Größe, Klasse, Perfektion seines Vorgängerfilms Paddington 2 erreichen müsse. Eines Films, den ich persönlich für einen der besten Filme überhaupt halte – mitreißend, klug, emotional aufrecht, clever erzählt und sehr, sehr komisch.
Auf dieser Basis: Nein, Paddington in Peru bewegt sich nicht auf dem gleichen Niveau. Aber gekonnte Unterhaltung ist dieser Film dann doch, nur mit einer ganz anderen Erzählweise als die Vorgängerfilme von Paul King.
Es beginnt damit, dass der kleine Bär seinen britischen Pass erhält: Endlich ordentlicher Staatsbürger, nicht mehr Immigrant ohne Papiere. Und weil er beunruhigende Nachrichten von seiner Tante Lucy erhält, die ihn großgezogen hatte und jetzt in einem Heim für alternde Bären lebt, reist Paddington Brown in seine alte Heimat, ins dunkle, geheimnisvolle Peru.
Dort stellt sich heraus: Die alte Bärendame ist verschwunden, nur ihre Brille und ein Armband sind zurückgeblieben, außerdem eine mysteriöse Karte samt Gebrauchsanweisung: Hier mit der Suche beginnen. Seltsam? Verdächtig womöglich sogar? So verdächtig wie das Verhalten der Mutter Oberin, die das Heim leitet? Ja, ja und ja, aber wen hindert das schon an der Suche nach einer geliebten Tante, auch wenn diese auf der Suche nach dem sagenhaften, verlorenen Gold von El Dorado zu sein scheint?
Paddington ist nicht allein, die ganze Familie Brown kommt mit, die parallel mit ihren eigenen Problemen kämpft: Die Kinder werden flügge, die Mutter leidet an Empty-Nest-Syndrom (und sieht auch noch anders aus: Emily Mortimer hat die Rolle von Sally Hawkins übernommen) und der Vater, durch seine Arbeit in der Versicherung extrem empfindlich gegenüber Risiken, hat von seiner neuen Chefin (Hayley Atwell in einer winzigen Rolle, auch Jim Broadbent und Hugh Grant aus dem zweiten Film schauen nur für kurze Cameos vorbei) mehr Risikobereitschaft verordnet bekommen. Und begibt sich deshalb ins Land der Piranhas und fiktiven Riesentaranteln.
Die Schatzsuche, erst an Bord des erstaunlich geräumigen Schiffes von Captain Hunter Cabot und seiner Tochter Gina (Antonio Banderas und Carla Tous), dann im Dschungel und in alten Ruinen, positioniert diesen Film sehr rasch in eine – humoristisch deutlich unterfütterte – Linie etwa mit den Indiana Jones-Filmen, Flucht vor rollenden Felsbrocken inklusive. Wie der Film überhaupt sein etwas erwachseneres Publikum abzuholen versucht mit Referenzen auf die Filmgeschichte insgesamt, von The Sound of Music (Meine Lieder – meine Träume, 1954) bis hin zu, schon im Trailer, Buster Keaton.
Am Ende, die Eltern seien beruhigt, finden nicht nur Paddington und Tante Lucy wieder wohlbehalten zueinander, es findet sich noch mehr: Des Bären Herkunft klärt sich ebenso wie die Frage, wo er hingehört. Ganz am Schluss findet der Film so wieder zum Thema der Paddington-Filme zurück: Migration, Heimat, Familie.
Nur spielt halt die Familie, um die es so viel gehen soll, in diesem Film eine deutlich geringere Rolle als bisher, sind die vier Browns (außer dem Bären) nur noch Chiffren ihrer selbst, deren Dynamik auch untereinander für Handlung und Wandlung kaum eine Rolle spielt. Andererseits: Wenn man dafür Olivia Colman als singende Nonne bekommt, das ist schon so manches Opfer wert.
Paddington in Peru. Großbritannien, Japan, Frankreich, USA 2024. Regie: Dougal Wilson, 109 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 30. Januar 2025.
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(Fotos: Studiocanal)
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