Vor einigen Jahren war Fritzi – Eine Wendewundergeschichte ein großer kleiner Lichtblick im deutschen Kinderkino. Ein kluger, wunderschön animierter, spannender Film über den Mauerfall, erzählt aus der Perspektive der zwölfjährigen Fritzi, deren beste Freundin Sophie im Sommer 1989 mit ihrer Mutter über Ungarn in den Westen entkommt – aber ihren Hund Sputnik in Leipzig unter Fritzis Obhut zurücklässt. Und Fritzi hat nun nur noch ein Ziel: Sputnik muss zu Sophie in den Westen!
Sophie kommt dann in Berührung mit der Demokratiebewegung in der Nikolaikirche, geht bei Montagsdemonstrationen mit, wird von der Stasi befragt und versucht sogar, mit Sputnik über die Grenze zu kommen. Bis irgendwann die Mauer fällt… Die Geschichte entstammt dem Buch Fritzi war dabei von Hanna Schott und Gerda Raidt, die sehr geschätzte Beate Völcker hat daraus ein Drehbuch gemacht – und die Erzählung nun weitergesponnen. Denn wie erging es eigentlich Sophie in Ungarn und drüben im Westen?
Daraus wurde die achtteilige Serie Fritzi und Sophie – Grenzenlose Freundschaft, die Fritzis und Sophies Erlebnisse chronologisch parallel erzählt – den Film muss man also nicht kennen, um der Handlung folgen zu können; wer ihn schon gesehen hat, wird sich dennoch nicht langweilen, weil sich durch die Gegenüberstellung neue Aspekte und Zusammenhänge ergeben.
Gründliche historische Recherchen sorgen dafür, dass sich die Serie recht nah an den historischen Ereignissen orientiert – aber natürlich mit vielen erzählerischen Freiheiten. Die Grausamkeiten des DDR-Regimes sind auf ein kindertaugliches Maß reduziert, auch wenn die beengende Atmosphäre gut eingefangen wird. Sehr schnell wird aber, sobald Sophie in Folge 4 Ungarn verlassen kann, dass es im Westen zwar viel zu kaufen gibt, die Menschen aber weder klüger noch freundlicher sind. Eher sind sie im Umgang miteinander weniger aufmerksam, egoistischer – und jedenfalls gegenüber “Ossis” nicht wirlich aufgeschlossen.
Wem bei der Wiedervereinigung von Fritzi, Sophie und Sputnik nicht die Tränen in die Augen schießen, hat womöglich kein Herz; wenn man sich (und sei es noch so vage) noch an 1989 erinnern kann, ist schon Vieles, was vorher passiert, ziemlich berührend. Es gibt jedenfalls nicht genug Erzählformate, die sich mit den wichtigsten Momenten unserer direkten Zeitgeschichte so auseinandersetzen, dass sie für Kinder wirklich gut nachvollziehbar werden. Ob Film oder Serie, Fritzi und Sophie sollte man sich auf Bildschirm oder Beamer-Leinwand holen.
Acht Folgen à 22 Minuten. Altersempfehlung: ab 9 Jahren. Sendetermine: in der Mediathek ab 3. Oktober 2024 | Auf KIKA am 3.10. (1-4) und 4.10. (5-8) jeweils ab 15 Uhr – außerdem im frühen Morgenprogramm im Ersten: 9.11. (1-4) und 10.11. (5-8) ab 6:45 bzw. 6:35 Uhr.
(Fotos: MDR, Balance Film, Trickstudio Lutterbeck)