Filmkritiken

Mein Freund, der Pirat (2020)

Eigentlich ist Sandberg ja eine mehr als beschauliche Siedlung direkt am Meer. Was an einem normalen Tag dort so passiert? „Zweimal Ebbe, zweimal Flut“, sinniert Michael gelangweilt. „Oh, und eine Windböe.“ Seit sein bester Freund weggezogen ist, ist es furchtbar langweilig. Doch eines Morgens liegt ein Piratenschiff direkt neben dem Haus! Darin wohnen Betsie und Hector Donnermann mit ihrem Sohn Billy und dem Großvater, dem nicht nur ein Name, sondern auch einige Körperteile fehlen, so wie man es von einem Piraten wahrscheinlich erwartet. Mit dabei sind außerdem der Oktopus Freddy, der Papagei Papagei und, im Wasserbassin rund ums Schiff: Roy, „der beste Wachhai der westlichen und der südlichen Hemisphäre“.

„Wir beginnen immer mit dem Nachtisch. Ist doch schade, wenn man nach dem Essen keinen Platz mehr dafür hat“, heißt es auf dem Piratenschiff. Diese Botschaft ist klar: Hier legt man großen Wert auf die schönen, angenehmen Dinge des Lebens. Da gehört es auch zum guten Ton – „zu unserer Kultur“ –, anschließend einen schönen Rülpser von sich zu geben.

Es geht also recht schräg zu in Mein Freund, der Pirat und außerdem ziemlich locker. Die Piratenfamilie wirkt fröhlich aus der Zeit gefallen, wie aus einem Historienfilm in eine nicht ganz zeitgenössische Kleinstadtsiedlung verpflanzt: hier ein knarziges Holzschiff mit ausziehbaren Ferngläsern und Schatzkiste, dort endlose Supermarktgänge mit Kühlregal und mindestens sechs verschiedenen Sorten Milch.

Wie gut die Culture-Clash-Komödie für Kinder wirklich funktioniert, wie lange das unterhaltsam bleibt, steht in meiner ausführlichen Kritik drüben beim Filmdienst. Ich habe in den letzten Tagen noch einmal ein wenig über den Film nachgedacht, und gerade im Rückblick auf die Kolonialgeschichte der Niederlande ist das alles womöglich noch ein wenig problematischer. Bin da sehr auch an weiteren Meinungen interessiert!

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Mehr Informationen

Mein Freund, der Pirat (De Piraten van Hiernaast). Niederlande 2020. Regie: Pim van Hoeve, 95 Minuten. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 19. Mai 2022.

(Foto: Der Filmverleih)

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