Filmkritiken

Weihnachtsfilme – Mitten in der Winternacht (2013)

Auch in diesem Jahr stelle ich bis in die Adventszeit hinein jeden Sonntag einen Weihnachtsfilm für Kinder vor.

Max wacht nachts von ziemlich lautem Gerumpel draußen an der Scheune seiner Familie auf – ist das ein Loch im Dach? Tatsächlich ist ein Elch durch die Decke gelandet, der nicht nur sprechen kann und sich als “Moose” vorstellt (okay, zuerst nennt er sich “Apollo”), sondern außerdem behauptet, der Assistent des Weihnachtsmanns zu sein. Auf einem Probeflug sei er abgestürzt, nun aber verletzt, und wie er seinen Chef wiederfinden solle, und ob Max vielleicht für etwas Heu zum Frühstück sorgen könnte?

Das ist eine ziemlich wilde Geschichte, aber einem sprechenden Elch ist man womöglich geneigt, doch noch etwas mehr zu glauben als anderen Zeitgenossen. Jedenfalls landet Max mit ihm bald in einem kleinen Abenteuer, in das neben dem Weihnachtsmann auch noch Max’ Schwester, seine Mutter und der jagd- und schießwütige Nachbar verwickelt wird.

Mit Mitten in die Winternacht wurde Andreas Steinhöfels Kinderbuch mit dem (sofort im Kopf eine Melodie anschubsenden) klingenden Namen “Es ist ein Elch entsprungen” schon zum zweiten Mal verfilmt. Der Autor war wohl recht dankbar darüber, in einem Interview hat er später keinen Hehl aus seiner Abneigung für die erste (deutsche) Verfilmung gemacht und vom zweiten berichtet, mit diesem sei er

[v]iel zufriedener als mit dem ersten Film. Die bösen Jungs sind noch drin, das hat mir nicht gefallen. Und der Elch war mir am Anfang zu flapsig. Nachher habe ich mich dann aber gekringelt vor Lachen. Das ist eine komplett neue Figur geworden. Im Buch redet der eher elegisch, der Filmelch in Mitten in der Winternacht ist im positiven Sinne eine Lachnummer. Und das Ende ist nun ähnlich ambivalent wie im Buch.

Emotionaler Kern des Films, obgleich es in der Handlung nur eine geringe Rolle zu spielen scheint, ist Max’ schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, der sich vor noch nicht sehr langer Zeit von der Mutter getrennt hatte und nun in Mexiko lebt. Mit ihm sprechen mag Max nicht… aber vielleicht, deutet der selbst nicht so besonders leicht zu habende Moose an, muss man manche Leute einfach sein lassen, wie sie sind?

Lourens Bloks Film (nach einem Drehbuch von Daan Bakker und Marco van Geffen) geht womöglich nicht in die letzten emotionalen Tiefen dieser Konflikte, bleibt aber dafür ganz in Blickhöhe seines jungen Protagonisten und würzt die phantastische Geschichte mit einem keineswegs ganz Ho-Ho-Ho-wohlgestimmten Weihnachtsmann: Der Chef kann schonmal richtig knarzig werden, aber von Max’ robuster Großmutter ist er zugleich auch sehr angetan.

Dass der Film sich nach einigen actionreichen Momenten in der Tat ein kitschiges Ende verkneift und stattdessen auf zaghaftes emotionales Wachstum ebenso setzt wie auf ein gutes Ende für Weihnachten an und für sich erdet ihn dann noch mehr in der Realität – auch wenn er natürlich ganz und gar Märchen bleibt. Echtes Leben mit Sternenstaub eben.

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Mitten in der Winternacht (Midden in De Winternacht). Niederlande/Schweden/Belgien 2013. Regie: Lourens Blok, 84 Min. FSK 0, empfohlen ab 7 Jahren. Heimkino-Start: 20. Oktober 2014. (Bestellen bei amazon.de)

(Foto: KSM)

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