Filmkritiken

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016)

Ich darf sagen, dass mich die Vorfreude auf einen neuen Film aus dem „Potterverse“ nicht wirklich vom Hocker gerissen hat – vielleicht vor allem deshalb, weil ich eher ein Fan der Harry-Potter-Bücher bin als der Filme (die ich stellenweise mag, aber… lassen wir das, das führt hier zu weit).

Sie kann’s also nicht lassen. Die Autorin der wunderbaren Bücher erprobt sich aber nun an einem neuen Genre und versucht es gleich mit Drehbüchern (und, im Falle von Harry Potter und das verwunschene Kind, Theaterstücken); Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind erzählt nun Geschichten aus Vor-Potter-Zeiten, es treten Figuren wie Newt Scamander und Gellert Grindelwald, die auch in den Potter-Büchern schon in Erzählungen immer wieder auftauchten – und umgekehrt bedient der Film sein Fan-Publikum mit Verweisen auf Albus Dumbledore und allerlei Rückbezüge auf die mythologischen Kleinigkeiten, an denen das Potterverse so reich ist… Grundkenntnisse dieses magischen Universums setzt Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind auf jeden Fall voraus.

New York, in den Roaring Twenties. Newt Scamander (Eddie Redmayne) stolpert mit seinem ziemlich abgewetzten Koffer von einem Ozeandampfer (warum er nicht einfach nach Amerika teleportiert hat, weiß der Geier) und ziemlich schnell in Schwierigkeiten mit den lokalen magischen Ordnungsbehörden hinein. In der Stadt ist eine gefährliche Zauberkreatur unterwegs, die die ganze magische Gemeinschaft gefährdet – und da Scamander in seinem Koffer einige seltsame Viecher ins Land geschmuggelt hat, ist er gleich sehr verdächtig. Die frisch suspendierte Aurorin Porpentina „Tina“ Goldstein (Katherine Waterston) heftet sich an seine Fersen, während Scamander einem Muggle (oder, wie man in den USA sagt: „No-Maj“; Dan Fogler) zu helfen versucht, den eines seiner Kreaturen gebissen hatte…

Brächte J.K. Rowling einfach „more of the same“ (und manche Kritiken ließen diesen Eindruck entstehen), so hätte man in dieser Konstellation einfach einen neuen Harry (Scamander), einen neuen Ron (Muggle Jacob Kowalski) und eine neue Hermione (Goldstein). Aber so einfach ist es glücklicherweise nicht. Das Trio wird schnell zum Quartett, die Rollen und Dynamiken sind doch deutlich anders, und das gilt für den gesamten Ton des Films.

Es gibt hier von Anfang an schon dunklere Untertöne, über allem liegt ein Hauch von Steampunk – und zugleich ist der Humor etwas erwachsener, die Themen von Anfang an dem Alter der Protagonisten angemessen. Kein Kinderkram also – aber eben auch noch kein Meisterwerk des komplexen Fantasykinos.

Zum Teil liegt das daran, dass der Film sich stellenweise in seinen Spezialeffekten verliert, statt seinem angeblichen Thema nachzuforschen: Was mit der Seele eines Menschen passiert, wenn er sich immerzu verbergen, unterwerfen muss. Und zum Teil daran, dass er es sich ein wenig zu bequem macht in den (immer noch wunderbaren) Welten, die J.K. Rowling mit ihren Büchern schon geschafft hätte. Unterhaltsam ist das allemal schon, aber es fehlt noch ein wenig an Tiefe und Komplexität.

Aber vielleicht kommt das auch noch: Rowling hat insgesamt fünf Filme geplant, die den Zeitraum bis 1945 umfassen sollen; das Drehbuch für die erste Fortsetzung ist wohl schon fertig. Auf weitere phantastische Tierwesen darf man also gespannt sein.

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Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Fantastic Beasts and Where to Find Them), Großbritannien/USA 2016. Regie: David Yates. 132 Minuten, FSK 6 (empfohlen ab 10 Jahren).

(Fotos: Warner Bros.)

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