Kinder sind, wenn man sie lässt und intellektuell füttert, von Natur aus neugierig, geradezu wissbegierig. (Die unseren lassen sich gelegentlich – zwischen den ganzen spannenden Geschichten – zum Einschlafen aus Lexika vorlesen, erst gestern waren die Worte „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands“ aus dem Kinderzimmer zu hören.) Insofern sind gut gemachte Dokumentarfilme eigentlich perfekt für hungrige Kinder – tiefe Einblicke in fremde Welten gibt es so in großer audiovisueller Pracht. Allein die übliche Spielfilmlänge dürfte in den meisten Fällen ein Problem sein.
In diese Lücke treten die kleinen, auf arte ausgestrahlten GEOlino-Reportagen, die auf derzeit drei DVDs versammelt sind. Knappe fünfzehn Minuten dauert da jede einzelne Folge, fast schon ein bisschen kurz, danach verlangen Kinder noch leicht nach mehr, aber die Themen treffen dafür genau ins Kinderhirn: Wie gehen Kinder in der nordrussischen Provinz zur Schule? Was passiert im Kinderparlament von Rajasthan? Wie geht das, wenn in Indien jeden Tag das größte Schulessen der Welt zubereitet wird?
Im Zentrum der kurzen Filme stehen Kinder, Tiere oder Kinder und Tiere – und dabei reichen die Erzählungen von Reich bis Arm, vom Dschungel bis in die Großstadt. Da wird etwa von den Männern erzählt, die auf der steilen und kurvigen Pass-Straße „Linea 5“ durch die Anden leben und mit ihren einfachsten Holzkarren auf und ab flitzen – und natürlich von dem kolumbianischen Jungen, der zu ihnen gehören will. Und nicht weniger spannend der Bericht aus Tansania, wo Riesenhamsterratten dazu ausgebildet werden, Tretminen zu erschnüffeln, und so dabei helfen, Minenfelder zu räumen und das Land nach verheerenden Auseinandersetzungen wieder sicherer zu machen.
Die Reportagen, abgeschlossene kleine Edelsteine klug gemachten Fernsehens, sind offenbar aus dem Material zusammengeschnitten, dass bei der Produktion der „großen Schwester“ 360° – GEO Reportage entstand – aber es ist alles andere als Abfallmaterial, sondern mit Liebe und dramaturgischer Konsistenz auf die Interessen von Kindern konzentriert, ohne dass dabei schwierige Themen ausgeklammert würden. In den Filmen tauchen Drogensucht und Waffen ebenso auf wie niedliche Shetland-Ponys, Hütehunde und konzentrierte kleine Kung-Fu-Kämpferinnen sowie Katzen, die in der Eremitage im russischen St. Petersburg Obdach gefunden haben.
Die Inhaltsangaben der drei DVDs mit ihren jeweils zehn Beiträgen lassen sich hier einsehen; empfehlenswert sind sie alle, geeignet für Kinder ab etwa fünf Jahren.
(Fotos: Studiocanal)