Filmkritiken

Emil und die Detektive (1931)

Wer nicht nur Emil und die Detektive gelesen hat, sondern auch die „Fortsetzung“ Emil und die drei Zwillinge (1935 erschienen), der findet schon in diesem zweiten Buch einen Hinweis darauf, dass Emils Abenteuer aus dem ersten Buch verfilmt worden seien. Und in der Tat, die großartige Vorlage wurde bereits zwei Jahre nach ihrem Erscheinen 1929 von Gerhard Lampert verfilmt. Das Drehbuch schrieb, wohl in Zusammenarbeit mit Erich Kästner, ein gewisser Samuel Wilder, der später unter dem Namen Billy Wilder deutlich an Bekanntheit gewann – außerhalb Deutschlands, versteht sich.

Der Film verzichtet zwar auf die einordnende Erzählerstimme und Rahmenhandlung (die Kästners Werk eigentlich erst zu so einem großartigen Stück Literatur macht), orientiert sich aber in der Struktur der Ereignisse sonst eng am Buch – verdichtet und dramatisiert die Handlung zugleich aber deutlich: einer der Jungs dringt bei den Ermittlungen sogar ins Hotelzimmer des Übeltäters ein und versteckt sich unter dessen Bett. Vor allem aber transferiert Lamperts Werk den Klassiker in die moderne Filmsprache seiner Zeit.

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Es wird deutlich weniger geredet als im Buch (dem natürlich (fast) nur das Wort als Mittel zur Verfügung steht), dafür gibt es schnell geschnittene Stadtansichten, wenn Emil und die Detektive durch die Stadt jagen, Emils unfreiwilliger Schlaf im Zug wird durch eine großartige Traumsequenz voll surrealer Momente und Größenverschiebungen visualisiert. Und wenn, ganz am Anfang, Emil mit zwei Freunden das bewusste Denkmal in Neustadt so verschandelt, dass es aussieht wie der zuständige Ortspolizist, so ist diese Szene geheimnisvoll, schattenhaft und ohne ein gesprochenes Wort zu sehen. Darunter leidet naturgemäß die präzise Charakterisierung der Figuren, vor allem Emils Eigenheiten, die für das Buch und seine Botschaft so wesentlich sind, kommen hier viel zu kurz.

Dennoch ist Emil und die Detektive ein atemberaubender und flotter Film, knackige 75 Minuten kurz. Gegenüber den neueren Verfilmungen (allein in Deutschland wurde er dreimal verfilmt, international kommen noch mindestens fünf weitere hinzu) hat Lamperts Film natürlich den Charme der Zeitgenossenschaft – in vielen, wenn auch nur kurzen, Szenen kann man einen Blick auf Berlin vor dem zweiten Weltkrieg erhaschen. Als Literaturpurist finde ich natürlich, man sollte man diese Geschichte seinen Kindern durchs Lesen (Vorlesen geht super!) erschließen; aber wenn’s eine Verfilmung sein sollte, dann bitte diese und keinesfalls – Thomas Vorwerk stimmt mir da sicher zu – der grässlich modernisierte Streifen von 2000.

Emil und die Detektive, Deutschland 2013. Regie: Gerhard Lamprecht. 75 Minuten, FSK 0. (amazon: DVD)

(Foto: Universum Film)

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