Es ist kein Geheimnis, dass ich mit dem ersten Überflieger-Film (Richard The Stork mit internationalem Titel), Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper nicht viel anfangen konnte; nach sechs Jahren und ein paar zerquetschten Monaten gibt es nun noch eine Fortsetzung für die Leute, die sich noch vage erinnern können, worum es bei dem Zugvögel-Actiondrama eigentlich ging.
In der Fortsetzung wird nicht groß in die Handlung eingeführt, die Exposition wird eher elegant nebenher eingefügt, das ist schön, verweist aber auch ein wenig daran, dass die Handlung seinerzeit schon nicht so wahnsinnig komplex war. Kurz gesagt: Spatzenwaise Richard wurde von einer Storchenfamilie adoptiert und wurde auf diese Weise quer durch eine Identitätskrise und einige Abenteuer mit viel Geschrei dann doch auch zum Zugvogel.
Nun sind einige Jahre ins Land gegangen, die Störche sind in Afrika und bereiten sich auf den Flug in den Norden vor. Richard und sein Storchenbruder Max bewerben sich beide darum, ein “Praktikum zum Anführen” machen zu dürfen, also gewissermaßen Leitstorch auf Probe sein zu können – und Richard wird disqualifiziert, weil er übermütig war und seinen Bruder dabei noch in Gefahr gebracht hat.
Beleidigt ob dieser Schmach beschließt er, sich von seiner Storchenfamilie zu trennen und landet in einer Kleinstadt, wo ein eingebildeter Pfau viele Vögel, vor allem aber eine Gruppe zerzauster Spatzen, mit Hilfe seiner Schläger-Marabus unter der Fuchtel hält und für sich den “grossen Juwel” aus dem Filmtitel suchen lässt.
Durch einiges Hin und Her will Richard den Spatzen helfen, sich vom Pfau zu befreien, auch wenn vor allem die Anführerin des Spatzenhaufens davon zunächst nichts so begeistert ist. Es ist leicht voraussehbar, worauf das am Ende hinausläuft.
Derweil suchen die Storche nach ihrem verlorenen Adoptivkind; Max, die stets zerzauste Eule Olga und ihr imaginärer Freund Oleg sind dabei, ebenso der Gesang und Tanz zugetane Kanarienvogel Kiki, dessen tuntige Darstellung aus dem ersten Film hier noch einmal aufgedreht wird, mit viel Disco, Glitzer und selbstgefälligem Bestaunen im Spiegel. Für die Eltern sagt Kiki dann auch den Satz, oberflächlich auf den Pfau gemünzt, aber Augenzwinkernd, nudge nudge, hui hui, Schwulitäten andeutend: “Für so einen wunderbaren Schwanz würde ich wirklich alles tun.”
Geht so etwas wirklich in weiten Teilen Deutschlands noch als witzig durch? Denn das ist dann das Niveau, das der Film für seinen gesamten Humor beibehält: Nur sehr flach über dem Boden scheuernd, eine Gruppe Tauben (die gab es auch schon im ersten Film) sind voll “online” (nämlich auf den Strom- und Telefonleitungen sitzend) und haben hier dauernd Verschwörungsthemen im Schnabel.
Die Handlung fliegt auf ähnlichem Level dahin. Es gibt mystisches Gebrummel von der “Hüterin der Erinnerung dieser Stadt”, das nur deshalb nicht kolonialistisch-pseudomythisch rüberkommt, weil die geographische Lage des Handlungsortes im Grunde überhaupt keine Rolle spielt; gleichwohl: Kaputt und etwas schlicht ist in diesem Afrika natürlich doch eigentlich alles, von den Bauwerken bis zur Infrastruktur.
Eine Fortsetzung also, natürlich mit Happy End, auf die die Welt wahrscheinlich nicht gewartet hat und die der Welt auch nichts wirklich Interessantes hinzuzufügen hat. Ganz ansehnlich, aber wirklich sehr uninteressant.
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Überflieger – Das Geheimnis des großen Juwels (Richard the Stork and the Mystery of the Great Jewel). Deutschland, Belgien, Norwegen 2023. Regie: Mette Tange und Benjamin Quabeck, 84 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 23. März 2023.
(Fotos: Wild Bunch)