Gestern habe ich die meiner Meinung nach schlechtesten Kinderfilme unter den Kinostarts 2017 zusammengetragen, heute sind die fünf besten an der Reihe – eine wiederum völlig subjektive Auswahl (berücksichtigt sind nur Filme mit regulärem Kinostart im vergangenen Kalenderjahr), allein nach meiner Wahrnehmung sortiert, nach Qualität der Filme und jedenfalls nicht gewichtet nach Altersgruppen oder anderen Kriterien. Leider ist in diesem Jahr kein einziger deutscher Film dabei, und bis auf einen sind alle fünf Animationsfilme.
Was mir außerdem aufgefallen ist, als ich die Liste zusammengestellt habe: Ich habe in diesem Jahr zwar alle diese wirklich tollen Filme gesehen, es war aber im sonstigen Leben (Hauptjob, Familie, Umzug…) so viel los, dass ich gerade über diese meist keine ausführlichen Kritiken geschrieben habe. Das darf sich 2018 gerne ändern.
Platz 5: Kubo – Der tapfere Samurai
Ein Meisterwerk der Stop-Motion-Animation aus den Laika-Studios: Der kleine Kubo macht sich auf die Suche nach den Teilen einer magischen Rüstung, die früher seinem Vater gehört hat. Gemeinsam mit einem Käfer und einem Affen muss er nicht nur einige Abenteuer bestehen, wenn er auf seinem Saiteninstrument spielt, setzen sich magisch seine Origamiblätter in Bewegung und falten sich zu den Figuren, von denen seine Geschichten und Balladen handeln. Letztlich geht es bei Kubo – Der tapfere Samurai aber um große Themen: Trauer, Familie, Erinnerung. (amazon)
Platz 4: Paddington 2
Schon der erste Paddington-Film war ein Wunder, das eigentlich unmöglich schien: Aus den schlichten Geschichten von Michael Bond destillierte Paul King das charakterliche Wesen des kleinen Bären, passte Erzählweise und -tempo durchaus der Gegenwart an, ohne in das übliche Actionspektakel zu verfallen – und erzählte die Geschichte von Paddingtons Ankunft in London als Parabel über Migration und Anständigkeit. Dieses Grundthema bleibt auch im zweiten Film erhalten, wenn der Bär ein Geschenk für seine hundertjährige Tante Lucy sucht – und prompt, des Diebstahls verdächtigt, im Gefängnis landet. Dort zeigt er in der Knastkantine, wie man richtig Orangenmarmelade kocht und macht aus allen, denen er begegnet, bessere Menschen – am Ende sogar aus Hugh Grant. Ein Fest des Slapsticks, der großen Lacher und Emotionen. Hach!
Platz 3: Captain Underpants – Der supertolle erste Film
Diese großartige Meta-Variation aufs Superheldenkino, voll mit Pupshumor (ausführliche Kritik) habe ich hier schon mehrfach angepriesen. Deshalb nur so viel: Dieser Film war der größte Spaß, den man 2017 als Erwachsener oder Kind im Kino haben konnte. (amazon)
Platz 2: Die rote Schildkröte
Der Kontrast von Captain Underpants zu diesem Film könnte natürlich kaum größer sein: Die rote Schildkröte ist eine Geschichte, die ohne Worte und in großer Ruhe erzählt wird. Ein Mann erleidet Schiffbruch und strandet auf einer Insel. Seine Versuche, das Eiland mit selbstgebauten Flößen zu verlassen, werden von einer großen roten Schildkröte verhindert. Aus seinem Kampf mit der Schildkröte wird dann auf einmal etwas anderes, magisches, und aus der Geschichte eine Parabel übers Leben und Überleben. Eher etwas für ältere und geduldigere Kinder, aber ganz, ganz großes Animationskino. (amazon)
Platz 1: Mein Leben als Zucchini
Und schließlich mein Film des Jahres: Die Geschichte des kleinen Waisenjungen Icare, genannt Zucchini. Das ist eine ganz einfache Geschichte ohne große Dramen; die Emotionen spielen sich in den ausdrucksstarken Gesichtern der Stop-Motion-Figuren ab. Das ist berührend, auch für Kinder stets unmittelbar nachvollziehbar – und zugleich wird da nichts vereinfacht, nichts beschönigt. Sondern eine Welt beschrieben, die nicht perfekt ist, in der die Menschen aber aufeinander achten wollen. Eine gute Welt entsteht, weil wir einander nicht egal sind: Schon daraus wird großes Filmglück (ausführliche Kritik). (amazon)
(Fotos: Warner Bros.; Universal Pictures, Studiocanal, 20th Century Fox/Dreamworks, Sony Pictures Classics, Polyband)
Mentions