Eins darf man schon mal sagen: Dass ihnen die Tochter wegläuft, das haben diese Eltern sich redlich verdient. Denn wer kommt schon bitte auf die Idee, einem 13-jährigen Kind zu verschweigen, dass man zwar in den Sommerferien nach Rumänien fährt, dann aber dort auch gleich bleiben wird, weil der Vater anschließend dort arbeiten wird? Kein Wunder also, dass das Kind ob dieser Nachricht rebelliert (“Wie krass ist das denn? Ich zieh doch nicht in dieses Scheißland!”) und in die Nacht, ins fremde Land hinein abhaut. Und ab da gehen die Dinge ja erst so richtig schief.
Nelly Klabund (Flora Li Thiemann) ist schon vorher gelegentlich zickig, aber das ist dem Alter angemessen: “Viel zu nass draußen, ich bin ja kein Fisch.” Die Eltern (Julia Richter und Kai Lentrodt) nerven eh – Mama ist zu viel daheim, Papa baut Windkraftanlagen, das scheint ihm die Lösung vieler Probleme zu sein, im täglichen Leben ist er jedoch gelegentlich ein wenig ungelenk. Im Urlaub geht es also irgendwo in den Osten, Transsilvanien ist nicht weit, und da ist es nicht nur fremd, sondern auch nicht unbedingt subtil abstoßend: Die Pastete ist mit Schweinehirn gemacht, der Schnaps selbstgebrannt und eine Taube kackt auf Nellys Jacke.
Nellys Abenteuer von Dominik Wessely hat gestern das Kinderfilmfest des Filmfest München eröffnet. Meine ausführliche Kritik findet sich im Festivalblog von kino-zeit.de.
Nellys Abenteuer, Deutschland/Rumänien 2016. Regie: Dominik Wessely, 97 Min. FSK 6, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 13. Oktober 2016. (Auf dem Filmfest München.)
(Fotos: Filmfest München)