Filmkritiken

Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman (2013)

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Wenn man (wie ich) die Cartoon-Vorlage des Films nicht kennt, muss man für Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman erst einmal seine Prämisse abnehmen: Da ist dieser kleine Hund, der sich aus seinem Dasein als verwaiste Welpe durch Fleiß, Selbstmotivation und harte Studien (the American dream, baby!) zum Nobelpreisträger, mehrfachen Olympiasieger und generell Universalgenie hochgearbeitet hat, und dann adoptiert er eben auch noch einen kleinen Jungen, den er eines Tages verlassen in einem Pappkarton findet.

Um seinen Sohn historisch zu bilden, entwickelt er schnell mal eine Zeitmaschine und reist (wo unsereins in Museen für Technik und Geschichte eilt) zu George Washington, Marie Antoinette und Leonardo da Vinci. (Um Details der Raum-Zeit-Krümmung kümmert sich der Film nicht, da wollen wir sie auch einmal außer acht lassen.) Dann prügelt sich Sherman an seinem ersten Schultag mit seiner Mitschülerin Penny, sein Vater lädt die eher wenig konzilianten Eltern zum Abendessen ein (Der Gott des Gemetzels lässt grüßen), aber Sherman will Penny beweisen, dass er kein Lügner ist, und zeigt ihr das alte Ägypten.

So nimmt dann das Unheil seinen Lauf, an dessen Ende die größten Geister der Geschichte (Einstein, Edison, da Vinci und noch einige mehr) das Ende der Welt abwenden müssen, dass durch die Zeitreisen und diverse Paradoxien fast ausgelöst worden wäre. Und doch wird aus dem ganzen Konstrukt ein einerseits mit zu viel Bedeutung und Zeitebenen überladenes Abenteuer, das andererseits trotz vieler schlauer Ideen und witziger Einfälle nie richtig Fahrt aufnehmen will.

Das liegt zum Teil auch daran, dass die Story durch die Jahrhunderte fetzt, ohne deren Protagonist_innen und kulturelle Eigenheiten wirklich ernst zu nehmen und zu nutzen: Leonardo da Vinci hat einen albernen Akzent und Agamemnon ist eine Witzfigur. Letztlich hat man das Gefühl, all diese Geschichte wird zu einem Brei verklumpt, der letztlich voll Fortschrittsoptimismus das Primat amerikanischer Geschichtswahrnehmung und (vor allem) Wissenschaft behaupten will.

Aber damit überdehnt man die Bedeutungsschwere des Films womöglich schon zu sehr; denn eigentlich will Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman ein leichtfüßiger Durchmarsch durch die Weltgeschichte sein. Die darin versteckten vielen Anspielungen allerdings werden die meisten Kinder nicht verstehen, historisch interessierten Erwachsenen werden sie, weil sie unpräzise und hauptsächlich auf schnelle Lacher ausgerichtet sind, rasch auf die Nerven gehen.

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Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman (Mr. Peabody & Sherman), USA 2014. Regie: Rob Minkoff, 92 Min. FSK 0, empfohlen ab 6 Jahren. Erschienen auf DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray.

(Fotos: DreamWorks Animation L.L.C./20th Century Fox)

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