Das Filmfest München (28. Juni-6. Juli 2013) wartet auch in diesem Jahr mit einer eigenen Sektion zum Kinderfilm auf – einige der Filme, die dort laufen, möchte ich hier in loser Folge gerne vorstellen.
Bekas erzählt eigentlich eine ganz einfache Geschichte von zwei Brüdern, Zana und Dana, die einander vertrauen, sich viel streiten, sich trennen und wieder zusammenfinden. Weil dies aber auf einer Reise geschieht, die zugleich ein wenig Flucht ist, im Irak der 1990er Jahre, wird daraus ein ganz und gar dramatischer Film in hellen Brauntönen. Hier wird immerzu geschlagen, werden die Kinder, die ohne Eltern aufwachsen, von einem Ort zum anderen vertrieben.
Saddam Hussein regiert, aber er ist hier ein entfernter Bösewicht im alltäglichen Ringen mit der Gegenwart. Irgendwann klettern die beiden auf ein Hausdach, um durch eine Dachluke auf die Leinwand eines Kinos schauen zu können. Es läuft Superman von Richard Donner, und der Held löst in den beiden Jungs, vor allem im kleineren, Zana, eine Sehnsucht aus nach Amerika, „die große Stadt, in der Superman lebt“. Dorthin wollen die beiden fliehen; für Dana ist das mehr Mittel zum Zweck, weil er glaubt, Helliya, in die er sich verliebt habe, werde auch dort sein. So sind die Konfliktlinien schon klar, und dann wird es doch recht anders als man denkt.
Regisseur Karzan Kader hat mit Bekas seinen eigenen, gleichnamigen Kurzfilm von 2010, für den er eine Silbermedaille als bester ausländischer Film bei den Studentenoskars gewonnen hatte, auf Spielfilmlänge gebracht. Es hat sich gelohnt: Die Reise durch gelbbraune Landschaften wirkt zwar oft wie ein mäandernder Fluss sich ähnelnder Momente, doch gewinnt dadurch die Beziehung zwischen den Brüdern an unerwarteter Tiefe, die dann in einem äußerst dramatischen Finale ihre Kulmination findet. Unbedingt eines der Hightlights der Kindersektion, wenn auch keine leichte Kost.
Bekas, Finnland, Irak, Schweden 2012. Regie: Karzan Kader. 92 Minuten, FSK noch keine, Kinostart: noch keiner. 10. April 2014. Termine auf dem Filmfest München.
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