Filmkritiken TV

Feuerwehrmann Sam (2008-)

Feuerwehrmann Sam arbeitet in einer kleinen Feuerwache in einem kleinen walisischen Dorf nahe der Küste, in dem wirklich alles sehr generisch ist; damit die Tage nicht gänzlich ereignislos dahingehen, gibt es z.B. den rothaarigen Norman Price, der gerne allerlei Dinge anstellt, die dann unwillkürlich oder wegen Unachtsamkeit in mittelschweren Katastrophen münden, welche wiederum Feuerwehr oder nahe Bergwacht stets zu begrenzen wissen, bevor es wirklich irgendwem weh tut. Ansonsten noch Teil des Theaters: Normans Mutter, die den lokalen Supermarkt betreibt und die Karikatur einer britischen Hausfrau sein soll, sowie Normans Freundin Mandy, deren Mutter auch noch die lokale Ersthelferin und Krankenschwester ist. Und noch einige Nebenfiguren mehr.

Den derzeit erhältlichen (amazon) relativ neuen Folgen gingen schon einige Staffeln voraus, wie sich im sehr ausführlichen englischsprachigen Wikipedia-Artikel nachlesen lässt; und wenn man die Folgen in der Originalfassung ansieht, gewinnen sie in der Tat durch den Akzent und die Sprechweise der Figuren noch ein wenig Charme. Vor allem aber erfährt man dort, dass der (vor allem feuerpräventive) didaktische Ansatz der Serie schon immer dazu gehörte. (Wer je in Großbritannien gelebt hat, erinnert sich vielleicht an Feuerzeuge, auf denen vor Brandgefahr gewarnt wird.)

Dieser Ansatz erklärt einiges. Denn mindestens in der deutschen Synchronfassung werden die pädagogischen Lektionen (Geh nicht auf den Pfaden oberhalb der bröckelnden Steilküste! – Lass Dein Lagerfeuer nie allein! – Schmeiss keinen Papierflieger auf den Gasherd!) mit dem Holzhammer ungespitzt in die Dialoge getrieben, dass es nur so knirscht. Schlimmer noch, es werden Szenen durch die Idiotie angeblich professionell agierender Personen herbeigeführt, nur um die Rettungstätigkeit der Feuerwehr demonstrieren zu können, ohne dass irgendjemand die wirklich sinnvollen Lehren daraus zieht.

“Ich hab eine Bitte, Mike: Bevor du die Kellertreppe reparierst, könntest du da wohl erst diesen Kühlschrank runtertragen?” Klar macht der Handwerker Mike das, die reparaturbedürftige Treppe bricht unter ihm ein, er bricht sich ein paar Knochen und muss von der Feuerwehr gerettet werden.

Das Ganze ist dazu so schmerzhaft ungelenk und desinteressiert computeranimiert (vor 2008 wurde wohl Stop-Motion-Animation verwendet, die wesentlich besser aussieht), dass man heulen müsste, aber zum Glück werden die Augen schon ob der Anstrengung feucht, nur hinsehen zu müssen. Feuer etwa, dass themenbedingt nicht ganz selten vorkommt, brennt stets völlig ungefährlich, weil es eben nur das flache Feuer aus dem billigen Animationsbesteck ist, und die Oberflächen sind so glatt und unbelebt, dass selbst die wild bewegten Augen eher den Eindruck von hinter Glasplatten festgeklemmter Dämonen machen als den von Lebendigkeit. Okay, ich übertreibe vielleicht, aber die Hässlichkeit der Oberfläche wird hier durch kein Leben dahinter wettgemacht; Dialoge wie Handlung sind so tumb, hanebüchen und langweilig, dass es schmerzt.

Das ist ein Witz von einer Serie; und behaupte bitte niemand mehr, die Briten könnten kein schlechtes Fernsehen machen. Was die Verantwortlichen beim Kika geritten hat, das in ihr Programm aufzunehmen, es ist mir ein Rätsel. Nur leider bekomme ich die LiedLeidzeile “Ganz egal, was auch passiert / er bleibt ruhig und konzentriert” jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Hört selbst:

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(Bild: JustBridge Entertainment)

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