Superkräfte mit Köpfchen (2024)

Lev ist ziemlich genervt von seinen Eltern. Sein Vater schreckt vor jedem Risiko zurück, seine Mutter ist einerseits perfektionistisch, hat andererseits aber keine Hemmungen, ihm vor dem Eingang zur Schule mit Spucke einen Fleck aus dem Gesicht zu wischen. Ekliger ist eigentlich nur noch Schnodder-Man, der seine Untaten mit hingerotztem Nasensekret begeht. Gegen die Kräfte des in ein Schleimkleid gehüllten Wesens kann nur der Superheld Healix etwas ausrichten. In Levs Fantasie sind diese beiden Wesen höchst lebendig, und Healix steht durchaus öfter neben ihm.

Eine echte Begegnung mit Healix ist angesichts seiner hypervorsichtigen Eltern allerdings nahezu ausgeschlossen, obwohl es auf der Comic Con dazu eine Gelegenheit gäbe, falls Lev am Kostümwettbewerb teilnehmen würde. Aber das würden seine Eltern niemals erlauben. Da kommt Levs Großmutter gerade recht, die so ganz anders ist als seine Eltern. Mit ihrem Motorrad inklusive Beiwagen saust sie durch die Gegend und sieht statt Gefahren überall Chancen! Sie kennt auch einen verrückten Erfinder, der Lev bestimmt ein großartiges Kostüm basteln würde.

Das ist ziemlich poppig, laut und überdreht, ganz so, wie man das wohl von einem Regisseur wie Dylan Haegens erwarten würde, der in den Niederlanden vor allem als YouTube-Star bekannt ist. Doch dann schlägt der Film mit einem Mal einen radikal anderen Ton an und vollzieht eine harte 180-Grad-Wende, gewissermaßen mit schrillem Bremsquietschen, bevor er zunächst ein wenig auf der Stelle kreist, um mit ähnlicher Verve weiterzurasen. Auf einmal steckt der nahende Tod sein Haupt in die eher belanglos dahinplätschernde Komödie, und das Thema der Ängste und Gefahren anstatt der Möglichkeiten und Chancen erfährt eine nachgerade existentielle Dringlichkeit.

Welche Kurven und Wendungen Superkräfte mit Köpfchen noch zeigt, habe ich in meiner ausführlichen Kritik beim Filmdienst aufgeschrieben.

Superkräfte mit Köpfchen (Superkrachten voor je hoofd). Niederlande 2024. Regie: Dylan Haegens, 92 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 11. September 2025.

(Fotos: NewBe/barnsteiner film)