Filmkritiken

Cats – Ein schnurriges Abenteuer (2018)

(c) EuroVideo

Es gehört ein gerüttelt Maß an Chuzpe dazu, so kurz nach dem ästhetisch, musikalisch und wirtschaftlich wohl recht desaströsen Cats (dem mit Judi Dench als Furry) einen Film unter dem gleichen Titel herauszubringen, der zugleich in seiner Animationsoberfläche offenbar dem ähnlich einsilbig betitelten Pets nachgeformt ist – aber im Hause EuroVideo publiziert man neben viel Durchschnitt und zum Teil bemerkenswert großartigen, herausragenden Perlen oder wenigstens wirklich ungewöhnlichen Filmen (z.B. Mary und die Blume der Hexen, Paper Planes oder Louis & Luca – Das große Käserennen, und das sind nur die Kinderfilme) gerne mal solche Huckepack-Streifen. Ob sie dabei aus dem berühmt-berüchtigten Shlock-Studio The Asylum kommen (das den hilariös-bekloppten Sharknado in die Welt gebracht hat) oder aus China, spielt dabei keine größere Rolle.

Cats also kommt ganz auf dem Rücken besserer Filme daher, greift sich Motive aus Pets, Madagascar und ein wenig Kung-Fu Panda und rührt das Ganze durch einen defekten Mixer. Die Handlung wird wenigstens teilweise von einem reinen MacGuffin motiviert, einem Anhänger, den Kätzchen Cape von seinem Vater bekommen hat und den ein irr gewordener Künstler unbedingt zurück haben will. Ein reiner MacGuffin ist er, weil am pseudophilosophisch noch einmal aufgedrehten Schluss klar wird: Er ist wirklich schon immer total egal gewesen.

Cape will vor allem seine Mutter finden, die angeblich im Katzenparadies “Peachtopia” lebt; zumindest glaubt er das, weil sein Vater sich traut, ihm zu sagen, dass sie schlicht bei einem Sturm aus dem Fenster ihrer Hochhauswohnung gefallen ist.

Es ist eigentlich auch wirklich egal, die Handlung ist nämlich komplett bekloppt und ergibt weder für die Zuschauer_innen noch diegetisch innerhalb der Filmlogik besonders viel Sinn; haufenweise tierische Figuren tauchen noch auf (eine Papageiendame namens Ara, Waschbären, eine alte Katze, ein Affe, ein… ach, egal) und verschwinden teilweise wieder, die Gefängnisse des Künstlers, der Tiere fängt, um ihre dann nicht mehr lebenden Körper als Grundlage für seine Tierfiguren aus gegossenem Glas zu verwenden, sind wirklich, wirklich gruselig.

Szenenbild CATS - (c) Eurovideo

Die Ästhetik des ganzen Films ist auf totale Niedlichkeit angelegt, auch nett anzusehen, wenngleich seltsam leblos; sobald die Gefahr aber zunimmt, ist alles völlige Bedrohung – für das Zielpublikum der jüngeren Kinder ist aber eh die Handlung schon zu verworren, für ältere das alles zu doof. Anstelle von irgendwie sinnhaltigem Dialog gibt es in den vielen Jagd- und Abenteuerszenen vor allem Gestöhne, Gelache und Geschnaufe, man wäre gerne im Synchronstudio dabei gewesen, aber als Film ist das wenig mitreißend.

Eine kleine nette Idee gibt es schon: Die kleine Katze Cape entpuppt sich als cleverer kleiner Erfinder und Ingenieur, der sich selbst eine Rakete mit Gleitflügeln bastelt; aber auch aus dieser Idee wird dann letztlich nichts Interessantes entwickelt. Stattdessen hat man nach 30 Minuten den dringenden Wunsch, dass das doch jetzt mal bitte zu Ende gehen möge, muss dann aber noch eine ganze Stunde durchhalten. Besser, man spart es sich gleich von Anfang an.

Cats – Ein schnurriges Abenteuer (Cats, 猫与桃花源). China 2018. Regie: Gary Wang, 89 Min. FSK 6, empfohlen mit Einschränkungen ab 10 Jahren. Erscheint am 12. März 2020 für's Heimkino.

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(Fotos: EuroVideo)

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