Filmkritiken

Die Muppets-Weihnachtsgeschichte (1992)

In diesem Jahr stelle ich von jetzt bis in die Adventszeit hinein jeden Sonntag einen Weihnachtsfilm für Kinder vor.

Ein Film am goldenen Schnittpunkt: Ein wunderbarer Muppets-Film, der beste, schönste und tiefgründigste vielleicht, mit wunderschönen Liedern, Emotion und reichlich Gonzo; und zugleich eine ganz bezaubernde Verfilmung von Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte, A Christmas Carol von 1843 – ernsthaft und echt nah am Text, zugleich frei flirrend davon abweichend – nicht nur, weil es um Muppets geht, sondern auch weil der Film ganz modern eine Meta-Perspektive einnimmt und das Thema zwar ernst nehmen will, sich selbst dann aber doch nicht zu sehr.

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Das verhindert allzu große Kitschigkeit, auch den ganz großen Topf Schmalz; ein wenig Gefühlsglitter gibt es natürlich doch, aber Miss Piggy sorgt schon dafür, dass das nicht überhand nimmt. Und weil sich das wunderbar zusammenfügt – mit einem wunderbaren Michael Caine in der Hauptrolle als kaltherziger Geldverleiher Ebenezer Scrooge –, ist Die Muppets-Weihnachtsgeschichte mein allerliebster Weihnachtsfilm.

In der Nacht zum Weihnachtsfest erscheint Scrooge zunächst der Geist seines früheren, vor kurzem verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley (die Muppets interpretieren dies etwas freier). Marley warnt vor den Ketten, die er selbst sich mit seinem menschenfeindlichen Verhalten geschmiedet habe und die er nun nach seinem Tode und bis in alle Ewigkeit mit sich herumschleppen werde. Nacheinander erscheinen Scrooge drei weitere Geister: der Geist der vergangenen Weihnacht, der Geist der diesjährigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht. Indem sie ihm Einbick geben in seine Vergangenheit, Gegenwart und eine mögliche Zukunft, machen sie aus Scrooge einen Menschen, der sich wieder für das Leben und die Sorgen anderer öffnet.

Dass sich die Muppets nicht gänzlich vor dem historischen Hintergrund der Geschichte drücken, merkt man schon in den allerersten Szenen: Da gibt es eine lange Kamerafahrt über die schneebedeckten Dächer Londons. Das wirkt zunächst beschaulich, aber sobald der Blick in die Gassen herabsteigt, sind eben auch Bettler, Invaliden und Arme zu sehen – Menschen und Muppets, in Leid und Weihnachtsfreude vereint.

In der Rolle des Erzählers Charles Dickens tritt Gonzo auf, der nicht nur erzählt, sondern auch die dramaturgischen Kniffe des Films ironisch kommentiert – und die Ratte Rizzo bei Laune hält, die stets hungrig ist (“Ich bin wegen des Essens hier”). Es schafft Sicherheit, dass man keine zu große Ernsthaftigkeit fürchten muss, wenn der Erzähler im Film beschrieben wird als “ein blauer, pelziger Charles Dickens, der mit einer Ratte rumhängt”. Das hilft auch über die etwas beängstigenden Momente mit den Geistern hinweg: “Glaubst du”, fragt Rizzo, “das ist wirklich was für die Kinder, die da zugucken?”

Die Muppets-Weihnachtsgeschichte ist der erste Muppet-Film, in dem sich die Muppets nicht hauptsächlich selbst spielen, aber perfekt besetzt sind sie doch: Fozzie Bär spielt Fozziwig, Scrooges muppet- und menschenfreundlichen ersten Arbeitgeber, Sam der Adler ist ein strenger Schuldirektor, Kermit der Frosch ist Bob Cratchit, Scrooges freundlicher und duldsamer Angestellter – und Miss Piggy ist natürlich seine (wesentlich weniger duldsame) Frau Emily.

Wer erwartet, eine Muppet-Verfilmung dieser Geschichte würde in anarchisches Chaos ausbrechen, wird sich wundern; wem danach nicht das Lied “Der Geist der Weihnacht” noch in den Ohren klingt, hat womöglich kein Herz.

Dieser Text ist die stark gekürzte und veränderte Form eines Textes, der in meinem Buch 33 beste Kinderfilme erschienen ist. Ein übrigens seinerseits perfektes Weihnachtsgeschenk für cinephile Eltern, die ihren Kindern tolle Filme zeigen wollen. Alle Infos zum Buch auf der Homepage – oder direkt bestellen z.B. bei amazon.

Die Muppets-Weihnachtsgeschichte (The Muppet Christmas Carol). USA 1992. Regie: Brian Henson, 85 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Bestellen bei amazon.

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(Fotos: Disney)

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