Filmkritiken

Frankenweenie (2012)

Der kleine Victor Frankenstein, in seiner Schulklasse eher ein Außenseiter, liebt seinen Hund Sparky über alles, und ist untröstlich, als dieser bei einem Unfall ums Leben kommt. Nach einer Schulstunde zum Thema Elektrizität und Nervenbahnen entwickelt er die Idee, Sparky mit Hilfe eines hinreichend starken Stromstoßes wieder zum Leben zu erwecken. Das Experiment, ganz in der Tradition des großen Frankensteins, glückt, und Victor muss seinen Liebling zunächst vor allem vor seinen Eltern verstecken, die mit seiner Experimentierfreude sicher nicht ganz einverstanden wäre – aber dann erweisen sich einige Klassenkameraden als das größere Problem.

Es hat im vergangenen Jahr schon eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die klassische Motive des Grusel- und Horrorfilms auf tendenziell kinderfreundliche Art und Weise im Animationsfilm aufnehmen, von Hotel Transsylvanien bis hin zu ParaNorman, und denen das jeweils auf unterschiedliche Art und Weise gelingt oder mißlingt, zuweilen beides auf einmal. Frankenweenie nun sticht dadurch heraus, dass er noch einmal besonders nostalgisch und nah an den Quellen bleibt, wenn man so will: Die klassischen Frankenstein-Filme stehen immer wieder sehr sichtbar Pate, und das liegt nicht nur an den ganz in Schwarz-Weiß gehaltenen Bildern.

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Tim Burton, einstmals Meister des Hintergründig-Makabren (von Edward mit den Scherenhänden über Sweeney Todd bis hin zu Nightmare Before Christmas, an dem er als Produzent beteiligt war) hat sich für den Film wieder selbst in den Regiestuhl gesetzt, nachdem er lange Zeit vor allem als Produzent tätig gewesen war, und nach dem eher verunglückten Dark Shadows ist dabei nun Frankenweenie herausgekommen – sicher ein Herzensprojekt des Regisseurs, basiert der Animationsstreifen doch auf einem Kurzfilm, den Burton 1984, ganz zu Beginn seiner Karriere, gedreht hatte.

Allerdings liegt hier auch schon der Kern des Problems, an dem Frankenweenie leidet: so wunderbar gelungen die Animationen auch sind, so schön die Hommage ans Monsterkino der 1930er Jahre, über die vollen 87 Minuten trägt die Grundidee eben doch nicht – zumal Burton vor den wirklich abgründigen Fragen, die auch Whales Frankenstein seinerzeit schon stellte, in Frankenweenie bis zuletzt zurückschreckt. Stattdessen füllt eine ausführliche Nebenhandlung um Victors fiese Klassenkameraden und die Monster, die sie riefen, die Zeit aus; das lässt zwar viel Raum für weitere Referenzen aufs Monsterkino – Gomera etwa lässt freundlich grüßen -, weicht aber den Film ziemlich auf. Und ob die vielen Verweise wirklich eine Freude sind für Kinder, die die referenzierten Filme womöglich gar nicht kennen, das sei noch einmal dahingestellt.

Gleichwohl bringt der Film reichlich Charme mit: Das liegt zum einen an der bezaubernden Stop-Motion-Animation sowie an der sichtbaren Liebe zum Detail. Und dann gibt es da so großartige Auftritte wie den Auftritt des im Original vom wunderbaren (und wunderbar gruseligen) Martin Landau gesprochenen Lehrers als Stimme der an Wahnsinn bordenden Vernunft — nur ist das dann eine Figur, die ohne echten Grund und abschiedslos aus dem Film verschwindet. Sehr schade.

Frankenweenie hält genug Grusel bereit, dass die FSK ihn erst ab 12 freigeben mochte – und auch wenn stabile Zehnjährige mit dieser Variation auf den modernen Prometheus wahrscheinlich gut klarkämen, muss man sagen: Da haben sie ausnahmsweise nicht zu hoch gegriffen.

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Frankenweenie, USA 2012. Regie: Tim Burton. 87 Minuten, FSK 12, Kinostart: 24. Januar 2013.

Fotos: Disney

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