Filmkritiken

Arlo & Spot (2015)

Es hat sich ja ein wenig die Erwartung eingebürgert, dass die Pixar-Studios eigentlich keine schlechten Filme machen können. Wenn man mit einer gewissen Gnade den meiner Meinung nach eher unsäglichen Cars vergessen mag (der aber natürlich gleichwohl nicht nur ein Kassenschlager war, sondern allein aufgrund seiner Merchandising-Einnahmen wahrscheinlich heute noch eine der Cash Cows von Pixar sein dürfte), dann stimmt das in der Filmographie bisher auch.

Tja. Mit Arlo & Spot (The Good Dinosaur) hat diese Erfolgsgeschichte einen Knacks bekommen, denn der Film über einen kleinen Dinosaurier und sein menschliches Haustier ist vor allem eines nicht: originell. Sondern vor allem: weitgehend fad.

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Die Prämisse ist relativ einfach und sympathisch: Der Meteor, der seinerzeit das Aussterben der Dinosaurier in Gang setzte, hat die Erde um eine Handvoll Tausend Kilometer verfehlt, so dass sich die Tiere nun, viele Millionen Jahre später, sogar die Erde mit den ersten Menschen teilen. Allerdings haben sich die Dinos sehr viel weiter entwickelt: Die Pflanzenfresser bauen selbst Getreide an, die Fleischfresser hegen ihre Rinderherden. Man stelle sich das Ganze vor typisch amerikanischen Gebirgszügen vor und hat, na klar: einen Western. Und in der Tat sind es die besten (und lustigsten) Szenen in Arlo & Spot, wenn sich der Film ganz und gar diesem Genrespiel hingibt und eine Horde treusorgender Tyrannosaurier am Lagerfeuer derbe Witze reißen lässt.

Überhaupt die Natur: Arlo & Spot hat die photorealistischsten Bilder, die Pixar jemals auf die Leinwand gezaubert hat: Wasser, Landschaften, Pflanzen, Stürme – das ist stellenweise atemberaubend schön. Aber es ist natürlich immer nur computergeneriert, und die oftmals auf Niedlichkeit zielende, fast immer übertrieben wirkende Stilisierung der Dinosaurier passt dann zu den Naturbildern gar nicht mehr so recht dazu. Die Figuren wirken wie Fremdkörper in ihrer eigenen Welt.

Und manche Szenen wirken wie Fremdkörper in dieser sehr klassisch-disneyhaft „familientauglichen“ Geschichte: Arlos Vater kommt nämlich bei einem Unfall ums Leben, und diese Momente – ebenso wie eine kleine Handvoll anderer – sind im Vergleich zum restlichen Film unfassbar bedrohlich, geradezu traumatisch.

Ansonsten ist das eine Coming-of-Age-Geschichte als Road und Buddy Movie: Arlo macht sich mit vielen Umwegen auf den Weg nach Hause, trifft irgendwann auf Spot – ein verwaistes Menschenjunges in vorsprachlichen Zeiten, dass sich wie ein Hund verhält, inklusive jaulen, Idefix-artigem Kratzen (hinterm Ohr, mit dem Fuß) und, ja doch, anheulen des Vollmonds. Und die Reise führt an guten wie schlechten Erfahrungen und Wesen vorbei, bis er am Schluss, gewachsen und gereift, zurückkehren kann – und seine Mutter ihn zunächst, aus der Ferne, für seinen Vater hält. So wie der es vorher gesagt hatte: „Du bist wie ich, und mehr“. Da wand ich mich schon recht vor Schmalz und Fremdscham.

Der noch positive Blick auf diese Geschichte ist, dass der Film mit seiner bewegten Produktionsgeschichte – irgendwann steckte man in einer Sackgasse, Regisseur und Sprecher wurden nahezu komplett ausgewechselt, das Skript überarbeitet – vielleicht nicht besser werden konnte. Aber die Wahrheit ist eben auch, dass Pixar zum ersten Mal mit seinen Figuren nichts Originelles eingefallen ist – also gibt es trotz einiger sehr effektiv die Tränendrüsen unter Druck setzenden Szenen nichts, was über das schlichte 08/15-Einmaleins des Familienfilms in irgendeiner Art hinausweisen würde.

Dabei gibt es so ein paar Momente und Figuren, in denen der sonstige Ideenreichtum und auch der Wagemut dieses Studios durchscheinen. Etwa in der Tyrannosaurus-Familie mit ihrem Cowboy-Dasein; oder der großartige, völlig neurotische Dinosaurier, der zahlreiche kleine Wesen – Vögel, Echsen usw. – um sich schart, die ihn vor der Welt und seinem eigenen Übermut schützen sollen. („Er schützt mich vor unrealistischen Träumen.“)

Diese Figur ist keine fünf Minuten im Film – und an sie, ihre Geschichte, Sorgen und Erlebnisse, hätte ich wirklich eine ganze Menge Fragen. Die Hauptfiguren allerdings, Arlo und sein Schoßmensch Spot, interessieren mich nicht wirklich. Schade.

(Wegen der Angstszenen nicht für Kinder unter 8 Jahren geeignet, evtl. sogar erst für ältere. Kinder mit enzyklopädisch-neurotischem Dinosaurierwissen werden ob der wenig originalgetreuen Präsentation der Dinosaurier eher enttäuscht sein.)

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Arlo & Spot (The Good Dinosaur), USA 2015. Regie: Peter Sohn, 94 Min. FSK 6, Kinostart: 26. November 2014.

(Fotos: Disney/Pixar)

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