Filmkritiken

Die Eiskönigin (2013)

„Die Mädchen hatten alle so große Augen, die haben so geglupscht.“ Meine zwei achtjährigen Begleiter haben die wesentlichen Elemente der Disney-Prinzessinnen-Physiognomie auch ohne einen Kurs in Bildtheorie schnell erfasst: Auch Die Eiskönigin kommt nicht ohne das Kindchenschema für seine Protagonistinnen aus, ihre männlichen Begleiter sind breitschultrig und groß, wie sich das gehört. Nunja.

Am besten kam aber sowieso Olaf, der Schneemann an: „Der hat sich immer vorgestellt: Ich bin Olaf und liebe Umarmungen. Aber er hat nie eine Umarmung bekommen.“ Der magisch belebte Schneekerl – auf Deutsch von Hape Kerkeling beseelt – macht auch in der Tat ziemlich viel Quatsch, und seine für Slapstick bestens geeignete Körperlichkeit (einem Schneemann macht es nichts aus, wenn er in seine Einzelteile zerlegt wird) tut ihr Teil dazu, die actionreichen Verfolgungsjagden noch weiter zu beleben.

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Es ist Krönungstag in Arendelle, und Prinzessin Anna freut sich, weil zum ersten Mal seit vielen Jahren die Tore des Schlosses für einen Tag geöffnet werden. Sie hat ihre Schwester Elsa, die heute zur Königin werden wird, ebenso lange nicht mehr gesehen – und ist völlig ahnungslos, dass diese sich vor ihr und vor den Menschen verbirgt, weil sie über die Kraft verfügt, alles um sich herum in Eis zu verwandeln, diese Fähigkeit aber nur mühsam kontrollieren kann.

Es kommt, wie es kommen muss: Die Krönung geht schief, Stadt und Land liegen plötzlich unter einer dichten Schneedecke bzw. Eisschicht – und Elsa flieht in die Berge, wo sie sich allein aus der Kraft ihrer Gedanken ein Eisschloss an einen Berggipfel baut, um dort allein und frei zu leben, wo sie keine Gefahr für die Menschen ist. „Was die mit dem Eis gemacht hat, das Schloss, das war toll,“ kommentierten das meine Begleiter, und in der Tat: Die Entstehung des Schlosses ist einer der erhabensten Momente des Films, der mit seinen visuellen Reizen eh nicht geizt. (Und Film- wie Comicfans werden sich an Dr Manhattans Bauwerk auf dem Mars aus The Watchmen erinnert fühlen.)

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Es geht natürlich, auch um Liebe (echte wie, recht dramatisch, vorgetäuschte) , und das Ende, das die Kinder eher „so mittel“ fanden, wird sensible Kinder vor der Auflösung in die Tränen treiben – aber natürlich geht alles gut aus, wenn auch nicht auf die einfachst mögliche Art und Weise.

Disney bewegt sich hier schon ein wenig (aber wirklich nur ein paar Zehenspitzen weit) von den üblichen Prinzessinnen-Klischees weg; es ist nicht mehr der „true love’s kiss“ des Mannes, um den es letzten Endes geht. Gleichwohl bleibt Die Eiskönigin fast sträflich hinter seinen erzählerischen Möglichkeiten zurück: Elsas Erlösung zum Schluss ist mehr behauptet als hergeleitet, und eigentlich böten die Unterschiede, die zwischen den beiden Schwestern zu Beginn bestehen (hier Furcht und Scham, dort Lebensfreude, hier Verantwortung, dort Naivität) noch reichlich Raum für eine komplexere Erzählung. In den wenigen Songs (ja, es wird wieder gesungen, und wie! Das Liebeslied „Liebe öffnet Tür’n“ knallt mit seinem Wechsel zwischen verschiedenen Schauplätzen sogar fröhlich in Richtung Bollywood-Medley), die die Schwestern miteinander teilen, kommt diese Spannung auch zum Ausdruck – um dann im Abschluss völlig zu verschwinden.

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Das ist schade, denn da muss doch noch mehr zu holen sein aus Elsas Hymne „Lass jetzt los“, in dem sie ihre Freiheit oben in der Einsamkeit besingt; und auch Geschwisterliebe ist komplexer und wunderbarer, als es uns Die Eiskönigin glauben lassen will. Und dennoch: Ein glorios witziger Disney-Film ist es geworden, den Kinder ab acht Jahren problemlos genießen können werden; etwas Jüngere sollten vermutlich schon ein wenig Kinoerfahrung mitbringen, um die finale Konfrontation verkraften zu können.

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Die Eiskönigin (Frozen), USA 2013. Regie: Jennifer Lee/Chris Buck. 108 Minuten, FSK 0. Kinostart: 28. November 2013.

(Fotos: Disney)

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