Filmkritiken

Gullivers Reisen (1939)

Mit seiner “Cartoon Classics Edition” bemüht sich Universum Film gerade, klassische Cartoons neu aufzulegen. Das ist erfreulich, denn Filme, die abseits des Disney-Mainstreams liegen, sind zum Teil auf dem deutschen Markt schwer aufzufinden. Mit Gullivers Reisen hat man nun den zweiten jemals produzierten abendfüllenden Zeichentrickfilm in die Reihe aufgenommen, produziert in den Fleischer-Studios als direkte Reaktion auf den (auch wirtschaftlichen) Publikumserfolg von Disneys Schneewittchen. (Wikipedia liefert ein wenig Hintergrund dazu.)

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Allerdings gibt es gerade von Gullivers Reisen, man muss das sagen, eine ganze Reihe deutscher Ausgaben (amazon), die jedoch qualitativ unterschiedlich sind und zum Teil ärgerlicherweise im falschen Bildformat von 16:9 (1,78:1) vorliegen statt im klassischen Originalformat 4:3 (1,33:1). (Welche Folgen das für das Bild hat, kann man sich z.B. hier ansehen.) Die aktuelle DVD-Ausgabe von Universum Film (amazon) liefert das richtige Bildformat in brauchbarer Qualität und auch die zwar heute leicht veraltet wirkende, aber dennoch natürlich auch historisch passende deutsche Synchronisation von 1949 – aber erstaunlicherweise nicht die englische Tonspur. (Bei der vorherigen Veröffentlichung in der Reihe, Hoppity kommt zurück, war das anders.)

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Der Film selbst ist eine durchaus gemischte Angelegenheit; er basiert lose auf dem entsprechenden Buch von Jonathan Swift und verändert dabei deutlich Perspektive und Schwerpunkt. Das sah schon eine zeitgenössische deutsche Kritik treffend:

Jonathan Swift sah die Welt mit Gullivers Augen. Dave Fleischer räumt den Erlebnissen und Schrecken der kleinen Leute mehr Platz ein als die klassische Satire.

Im Handlungsverlauf äußert sich das darin, dass mehr als eine halbe Stunde (von 71 Filmminuten) vergeht, bevor Gulliver die Augen öffnet, bis dahin verwendet der Film viel Zeit auf die Technik und Mechanik des Fesselns und Transports. Anschließend wirkt der Film weniger satirisch, sondern mehr so, als ob eine menschliche Vernunft (Gulliver selbst) kindisches Gezanke (der Konflikt zwischen zwei Königreichen) kommentiert und beendet. Das ist ein bißchen schlicht, auch wenn der körperliche Slapstick und die Albernheiten durchaus unterhaltsam sind; aber die eher aufgepflanzt wirkende romantische Geschichte mit viel (allerdings sehr schönem) Gesang wirkt so sehr an Schneewittchen orientiert, dass man noch stärker das Gefühl bekommt, der Film habe auf einer Erfolgswelle mitschwimmen wollen.

Technisch ist der Film auf der Höhe seiner Zeit; zusätzlich zur handgezeichneten Animation ist der Darsteller des Gulliver (Sam Parker), der die Figur auch spricht, über Rotoskopie als Trickfigur ins Bild gebracht – der Kontrast zwischen dieser menschlichen Gestalt und den Cartoon-Figuren seiner kleinen Gegenüber gibt dem Film noch eigene Qualität.

Filmhistorisch ist Gullivers Reisen natürlich bedeutsam und sicher kein schlechtes Beispiel, um Kindern ohne Langeweile ein Stück Animationsgeschichte nahezubringen. Ganz großes, mitreißendes Kino ist der Film allerdings dann doch nicht.

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Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels), USA 1939. Regie: Dave Fleischer. 71 Minuten, FSK: 0. (amazon: DVD)

(Fotos: Universum Film)

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